Montag, 15. April 2013

Die acht Phasen zur Trauung

Geht man davon aus, dass es vier Phasen der Trauer gibt, lässt sich für die durchschnittliche Hochzeitsvorbereitungszeit ein ähnliches Modell aufstellen – und zwar die acht Phasen zur Trauung. Betroffen sind davon generell eher die Bräute als die Herren der Schöpfung, bei welchen sich meist eher eine permanente Phase feststellen lässt – die des „Über sich ergehen lassens“. Die zukünftige Ehefrau durchlebt in den Monaten vor der Hochzeit jedoch ein Wechselbad der Gefühle, das hormonell bedingte Stimmungsschwankungen dagegen wie die reinste Lappalie erscheinen lässt.

Phase 1: Ungläubigkeit

Gemeinhin könnte man denken, dass direkt in Sekunde 1 nach dem lang ersehnten Antrag pure Euphorie ausbricht. Vielmehr befindet man sich aber 1 Minute bis etwa 48 Stunden nach dem Ereignis in einem surrealen Zustand der Ungläubigkeit. Was, jetzt soll ich wirklich heiraten? Das ist jetzt echt, oder? Da ist keine versteckte Kamera, ganz ehrlich? Ich glaub dann freu ich mich jetzt, theoretisch, wenn ich glauben könnte, dass das alles grad in echt passiert!

Stimmungsbarometer: Echt jetzt?


Phase 2: Freude
Liebe Bräute, das ist die schönste Phase der Hochzeitsvorbereitung, also versucht sie so lang wie möglich zu erhalten! In dieser Phase seid ihr einfach nur happy, froh, zufrieden, euphorisch, herrlich vor Freude strotzend glücklich. Ihr heiratet, ihr werdet eine Braut sein, ein schönes Kleid tragen, einen Ring angesteckt bekommen – und vor allem: tatsächlich euren Traummann, euren allerliebsten Lieblings-Schatz zum Ehemann bekommen. In dieser Phase schreitet ihr wie auf Wolken und könnt sogar nur milde drüber lächeln, wenn euch ein Vollidiot hinten aufs Auto fährt.

Stimmungsbarometer: Wolke 7 hoch 2


Phase 3: Desillusionierung
Jetzt wird’s leider bitter: Nach den ersten top-motivierten Organisationsversuchen wird euch erschreckend schnell eines klar – das wird alles höchstwahrscheinlich nicht so werden, wie ihr euch das in euren Kleinmädchen-Träumen vorgestellt habt. Die Location ist zu teuer, das Kleid passt nicht, die Gäste stellen Ansprüche, die Standesbeamtin ist unsympathisch.... eines Abend werdet ihr deprimiert mit einer großen Schachtel Eis und einer Kuscheldecke vor dem Fernseher sitzen und Schatz vorheulen, dass das alles nicht so läuft, wie ihr euch das vorgestellt habt. Schatz verdreht heimlich die Augen, reicht ein Taschentuch und versucht mit gutem Zureden gepaart mit Schokokeksen zu retten, was noch zu retten ist.

Stimmungsbarometer: Ach menno...


Phase 4: Trotz
Es geht wieder aufwärts! Vom vielen Frust-Eis und Schokokekse-Essen habt ihr jetzt zwar 5 kg zu viel, dafür ist euer Kampfgeist neu erwacht. Mir verdirbt keiner meine Hochzeit! Ihr werdet euch alle noch anschauen! Aus der Bahn, hier kommt Bridezilla! In dieser Phase strotzt ihr voller gnadenlosem Tatendrang: Die ausgesuchte Tischdeko ist zu teuer? Kurzerhand wird eine Nähmaschine erstanden und selbst drauf losgenäht. Die Probe-Brautfrisur sitzt nicht 100%ig? Gnadenlos wird der Friseur gewechselt. Das servierte Menü würde mehr als ein Monatsgehalt kosten? Dann gibt’s eben Schweinebraten vom Buffet. Egal welche Stolpersteine ihr mir in den Weg legt – ich lasse mir meine Hochzeit nicht zerstören!

Stimmungsbarometer: Na wartet, nicht mit mir!


Phase 5: Überlegenheit
Definitiv die kürzeste Phase der Hochzeitsvorbereitung: Beflügelt von eurem Trotz-Entusiasmus entwickelt ihr ein ausgeprägtes „Geht doch!“-Gefühl. Ihr denkt euch, dass ihr es grad allen voll zeigt und könnt nicht verstehen, warum sich irgendwer durch so einen Blödsinn wie eine Hochzeit stressen lässt. Man muss doch nur ein wenig improvisieren und alles logisch und mit etwas Humor angehen, dann ist man auch zwei Wochen vor der Hochzeit noch total entspannt!

Stimmungsbarometer: Siehste, so macht man das!


Phase 6: Aggression
Diese Phase trifft euch nach der selbstgefälligen Überlegenheits-Phase besonders schlimm. Schlagartig findet ihr von einen Tag auf den anderen alles nervig. Den DJ, der noch eine Song-Liste will, den Wirt, der lieber aufs Buffet legt, was ihm persönlich schmeckt, Tante Gertrude, die sich am liebsten schriftlich bestätigen lassen würde, dass ihr Sessel auch nicht zu hart sein wird. Auf einmal würdet ihr am liebsten gar nichts mehr von der Hochzeit hören und habt nur einen Wunsch: Lasst mich doch endlich alle in Frieden!

Stimmungsbarometer: Schnauze, sonst gibt’s eins auf die Mütze!


Phase 7: Panik
Am Höhepunkt der Aggressions-Phase habt ihr gedacht, es kann nicht schlimmer werden – eine Woche vor der Hochzeit werdet ihr jedoch eines Besseren belehrt. Plötzlich mischen sich unter den Blutrausch Untertöne von Panik. Was ist, wenn das wirklich alles nicht hinhaut? Was ist, wenn ich mir an dem Tag in dem Kleid überhaupt nicht mehr gefalle? Wenn sich die Gäste alle furchtbar langweilen? Wenn der Konditor vergisst, die Torte zu liefern? Eigentlich sollte das doch der schönste Tag eures Lebens werden und schön langsam wir euch klar: wahrscheinlich wird es einfach nur ein ganz normaler Tag, mit allem, was da halt auch mal so schief geht: Mit einem Riesen-Pickel auf der Nase aufwachen, über das Brautkleid stolpern, den Ring nicht mehr über den zu fetten Finger bekommen, sich für Onkel Erwin fremdschämen.... vollkommen außer euch schwankt ihr in dieser Phase zwischen lauten Heulkrämpfen und depressiven Schweigephasen. Schatz wird neben euch schon ganz anders, weil er glaubt, dass er jetzt sein restliches Leben mit einer hysterischen Kuh an seiner Seite verbringen muss. Gleichzeitig findet ihr euch selbst ganz schrecklich, weil ihr das doch alles ganz gelassen sehen wolltet und genau wisst, dass ihr im Endeffekt sowieso nix dran ändern könnt. Trotzdem: Das wird alles einfach furchtbar!! 

Stimmungsbarometer: Das wird alles einfach furchtbar!!

Phase 8: Fatalismus
Nachdem ihr euch in Phase 7 so viele Haare gerauft habt, dass fast nichts mehr für die Brautfrisur übrig ist, die verheulten Augen mittlerweile aussehen als hättet ihr einen anaphylaktischen Schock erlitten und die Beziehung zu Schatz langsam in ein äußerst unentspanntes Minenfeld abzugleiten droht, gebt ihr auf und nehmt euer Schicksal an. Ok, der Wetterbericht sagt 10° und strömenden Regen für Tag X. Gut, die Haarfarbe hat dieses Mal einen leichten Touch von Steifenhörnchen. Die ersten Bilder des Brautstraußes findet ihr ziemlich gruslig. Aber irgendwann muss man lernen loszulassen: es kommt, wie es kommt, egal was ihr macht. Und wenn ihr durch einen Blizzard laufen müsst, bevor ihr zum Altar kommt, und wenn die Hochzeitstorte direkt vor euch vom LKW fällt, und wenn euch das Brautkleid wirklich vor dem Altar bis zum Bauchnabel rutscht – ihr werdet am Ende dieses Tages die Frau eures Schatzes sein, und nur das zählt! In ein paar Tagen ist alles vorbei und kein Mensch wird sich daran erinnern, ob die Tischläufer schief genäht waren. Allerhöchstens werden sie sich daran erinnern, wie ihr beide euch angesehen habt, als ihr euch versprochen habt, den Rest eures Lebens miteinander zu verbringen. Also: alles wird gut!

Stimmungsbarometer: Die Hoffnung stirbt zuletzt!

Freitag, 12. April 2013

Die Braut, die gleich wen haut

Eine Woche vor der Hochzeit bin ich jetzt in jener Phase angelangt, vor der mich alle Vorgänger-Bräute gewarnt haben: Alles nervt. Und ich meine: ALLES.

Bis vor wenigen Tagen habe ich mich noch echt gut gehalten und täglichen Fragen wie „Und, bist schon nervös?“, „Und, kriegst eh keinen kalten Füße?“ oder „Und wer sagt dann, wann wir genau die Torte anschneiden sollen?“ mit einem milden Lächeln entgegengeblickt.

Seit ziemlich genau vorgestern ist diese mildtätige Toleranz jedoch schlagartig in feurige Aggressionen umgeschlagen. Lasst mich doch alle in Frieden mit euren nervigen Fragen, Tipps und Forderungen! Warum meint eine Woche vorher auf einmal jeder, er müsste mir genau sagen, neben wen ich ihn am Tisch bitteschön ganz genau setzen soll, welche lustigen Accessoires ich für meine Hochzeitsfotos mitbringen muss oder welche Farbe die Kleider der Gäste auf keinen Fall haben dürfen?! Warum wollen Wirt, Standesbeamte, DJ und Fotograf ein paar Tage vorher auf einmal doch noch alle eine seitenlange Check-Liste für alles Mögliche von mir haben? Warum entschuldigen die wenigen Leute, die ich um irgendwas gebeten habe, sich jetzt alle mit so tollen Gründen wie „Weißt eh, wir waren doch im Urlaub und jetzt ist es uns irgendwie auch zu stressig"? Warum in Teufels Namen habe ich mich nur dafür entschieden, die Tischdeko selbst zu basteln?!! Arrrrggghh.......!!!!

Mittlerweile verstehe ich echt den Charme einer schnellen Hochzeit in Las Vegas. Keine nervigen Eltern, keine mit Forderungen um sich schmeißenden Gäste, keine Tischläufer, die beim Nähen die halbe Nähmaschine ruinieren – nur ich und Schatz (und eventuell noch Elvis). Im Moment hört sich dieses Szenario wirklich mehr als verlockend an!

Noch vor einer Woche hätte ich gemeint, dass ich niemals sagen würde „Jetzt bin ich dann froh, wenn’s vorbei ist“, aber ganz ehrlich: Jetzt bin ich dann wirklich, ehrlich, von Herzen froh, wenn’s vorbei ist! Wenn ich mir nicht mehr überlegen muss, ob der DJ nicht doch nur mit DJ Ötzi CDs kommt, wenn ich nicht mehr knobeln muss, ob Oma Hildegard neben Onkel Heribert nicht ausfällig wird, wenn ich nicht mehr mit irgendeinem Wirt darum streiten muss, ob ich auf meinem Buffet denn wirklich unbedingt Fisch haben muss, weil ein Schweinsbraten wäre doch viel besser.

Ich hoffe ehrlich, dass sich diese Aggressionen bis zum Tage X noch in Luft auflösen – sonst muss ich entweder schon vor der Trauung ganz viel Prosecco trinken oder gebe dem ersten, der an dem Tag was Falsches zu mir sagt ohne Worte eine Kopfnuss. Und das auch noch oben ohne – oh Mann, das wird die Hochzeit des Jahrhunderts....!