Montag, 15. April 2013

Die acht Phasen zur Trauung

Geht man davon aus, dass es vier Phasen der Trauer gibt, lässt sich für die durchschnittliche Hochzeitsvorbereitungszeit ein ähnliches Modell aufstellen – und zwar die acht Phasen zur Trauung. Betroffen sind davon generell eher die Bräute als die Herren der Schöpfung, bei welchen sich meist eher eine permanente Phase feststellen lässt – die des „Über sich ergehen lassens“. Die zukünftige Ehefrau durchlebt in den Monaten vor der Hochzeit jedoch ein Wechselbad der Gefühle, das hormonell bedingte Stimmungsschwankungen dagegen wie die reinste Lappalie erscheinen lässt.

Phase 1: Ungläubigkeit

Gemeinhin könnte man denken, dass direkt in Sekunde 1 nach dem lang ersehnten Antrag pure Euphorie ausbricht. Vielmehr befindet man sich aber 1 Minute bis etwa 48 Stunden nach dem Ereignis in einem surrealen Zustand der Ungläubigkeit. Was, jetzt soll ich wirklich heiraten? Das ist jetzt echt, oder? Da ist keine versteckte Kamera, ganz ehrlich? Ich glaub dann freu ich mich jetzt, theoretisch, wenn ich glauben könnte, dass das alles grad in echt passiert!

Stimmungsbarometer: Echt jetzt?


Phase 2: Freude
Liebe Bräute, das ist die schönste Phase der Hochzeitsvorbereitung, also versucht sie so lang wie möglich zu erhalten! In dieser Phase seid ihr einfach nur happy, froh, zufrieden, euphorisch, herrlich vor Freude strotzend glücklich. Ihr heiratet, ihr werdet eine Braut sein, ein schönes Kleid tragen, einen Ring angesteckt bekommen – und vor allem: tatsächlich euren Traummann, euren allerliebsten Lieblings-Schatz zum Ehemann bekommen. In dieser Phase schreitet ihr wie auf Wolken und könnt sogar nur milde drüber lächeln, wenn euch ein Vollidiot hinten aufs Auto fährt.

Stimmungsbarometer: Wolke 7 hoch 2


Phase 3: Desillusionierung
Jetzt wird’s leider bitter: Nach den ersten top-motivierten Organisationsversuchen wird euch erschreckend schnell eines klar – das wird alles höchstwahrscheinlich nicht so werden, wie ihr euch das in euren Kleinmädchen-Träumen vorgestellt habt. Die Location ist zu teuer, das Kleid passt nicht, die Gäste stellen Ansprüche, die Standesbeamtin ist unsympathisch.... eines Abend werdet ihr deprimiert mit einer großen Schachtel Eis und einer Kuscheldecke vor dem Fernseher sitzen und Schatz vorheulen, dass das alles nicht so läuft, wie ihr euch das vorgestellt habt. Schatz verdreht heimlich die Augen, reicht ein Taschentuch und versucht mit gutem Zureden gepaart mit Schokokeksen zu retten, was noch zu retten ist.

Stimmungsbarometer: Ach menno...


Phase 4: Trotz
Es geht wieder aufwärts! Vom vielen Frust-Eis und Schokokekse-Essen habt ihr jetzt zwar 5 kg zu viel, dafür ist euer Kampfgeist neu erwacht. Mir verdirbt keiner meine Hochzeit! Ihr werdet euch alle noch anschauen! Aus der Bahn, hier kommt Bridezilla! In dieser Phase strotzt ihr voller gnadenlosem Tatendrang: Die ausgesuchte Tischdeko ist zu teuer? Kurzerhand wird eine Nähmaschine erstanden und selbst drauf losgenäht. Die Probe-Brautfrisur sitzt nicht 100%ig? Gnadenlos wird der Friseur gewechselt. Das servierte Menü würde mehr als ein Monatsgehalt kosten? Dann gibt’s eben Schweinebraten vom Buffet. Egal welche Stolpersteine ihr mir in den Weg legt – ich lasse mir meine Hochzeit nicht zerstören!

Stimmungsbarometer: Na wartet, nicht mit mir!


Phase 5: Überlegenheit
Definitiv die kürzeste Phase der Hochzeitsvorbereitung: Beflügelt von eurem Trotz-Entusiasmus entwickelt ihr ein ausgeprägtes „Geht doch!“-Gefühl. Ihr denkt euch, dass ihr es grad allen voll zeigt und könnt nicht verstehen, warum sich irgendwer durch so einen Blödsinn wie eine Hochzeit stressen lässt. Man muss doch nur ein wenig improvisieren und alles logisch und mit etwas Humor angehen, dann ist man auch zwei Wochen vor der Hochzeit noch total entspannt!

Stimmungsbarometer: Siehste, so macht man das!


Phase 6: Aggression
Diese Phase trifft euch nach der selbstgefälligen Überlegenheits-Phase besonders schlimm. Schlagartig findet ihr von einen Tag auf den anderen alles nervig. Den DJ, der noch eine Song-Liste will, den Wirt, der lieber aufs Buffet legt, was ihm persönlich schmeckt, Tante Gertrude, die sich am liebsten schriftlich bestätigen lassen würde, dass ihr Sessel auch nicht zu hart sein wird. Auf einmal würdet ihr am liebsten gar nichts mehr von der Hochzeit hören und habt nur einen Wunsch: Lasst mich doch endlich alle in Frieden!

Stimmungsbarometer: Schnauze, sonst gibt’s eins auf die Mütze!


Phase 7: Panik
Am Höhepunkt der Aggressions-Phase habt ihr gedacht, es kann nicht schlimmer werden – eine Woche vor der Hochzeit werdet ihr jedoch eines Besseren belehrt. Plötzlich mischen sich unter den Blutrausch Untertöne von Panik. Was ist, wenn das wirklich alles nicht hinhaut? Was ist, wenn ich mir an dem Tag in dem Kleid überhaupt nicht mehr gefalle? Wenn sich die Gäste alle furchtbar langweilen? Wenn der Konditor vergisst, die Torte zu liefern? Eigentlich sollte das doch der schönste Tag eures Lebens werden und schön langsam wir euch klar: wahrscheinlich wird es einfach nur ein ganz normaler Tag, mit allem, was da halt auch mal so schief geht: Mit einem Riesen-Pickel auf der Nase aufwachen, über das Brautkleid stolpern, den Ring nicht mehr über den zu fetten Finger bekommen, sich für Onkel Erwin fremdschämen.... vollkommen außer euch schwankt ihr in dieser Phase zwischen lauten Heulkrämpfen und depressiven Schweigephasen. Schatz wird neben euch schon ganz anders, weil er glaubt, dass er jetzt sein restliches Leben mit einer hysterischen Kuh an seiner Seite verbringen muss. Gleichzeitig findet ihr euch selbst ganz schrecklich, weil ihr das doch alles ganz gelassen sehen wolltet und genau wisst, dass ihr im Endeffekt sowieso nix dran ändern könnt. Trotzdem: Das wird alles einfach furchtbar!! 

Stimmungsbarometer: Das wird alles einfach furchtbar!!

Phase 8: Fatalismus
Nachdem ihr euch in Phase 7 so viele Haare gerauft habt, dass fast nichts mehr für die Brautfrisur übrig ist, die verheulten Augen mittlerweile aussehen als hättet ihr einen anaphylaktischen Schock erlitten und die Beziehung zu Schatz langsam in ein äußerst unentspanntes Minenfeld abzugleiten droht, gebt ihr auf und nehmt euer Schicksal an. Ok, der Wetterbericht sagt 10° und strömenden Regen für Tag X. Gut, die Haarfarbe hat dieses Mal einen leichten Touch von Steifenhörnchen. Die ersten Bilder des Brautstraußes findet ihr ziemlich gruslig. Aber irgendwann muss man lernen loszulassen: es kommt, wie es kommt, egal was ihr macht. Und wenn ihr durch einen Blizzard laufen müsst, bevor ihr zum Altar kommt, und wenn die Hochzeitstorte direkt vor euch vom LKW fällt, und wenn euch das Brautkleid wirklich vor dem Altar bis zum Bauchnabel rutscht – ihr werdet am Ende dieses Tages die Frau eures Schatzes sein, und nur das zählt! In ein paar Tagen ist alles vorbei und kein Mensch wird sich daran erinnern, ob die Tischläufer schief genäht waren. Allerhöchstens werden sie sich daran erinnern, wie ihr beide euch angesehen habt, als ihr euch versprochen habt, den Rest eures Lebens miteinander zu verbringen. Also: alles wird gut!

Stimmungsbarometer: Die Hoffnung stirbt zuletzt!

Freitag, 12. April 2013

Die Braut, die gleich wen haut

Eine Woche vor der Hochzeit bin ich jetzt in jener Phase angelangt, vor der mich alle Vorgänger-Bräute gewarnt haben: Alles nervt. Und ich meine: ALLES.

Bis vor wenigen Tagen habe ich mich noch echt gut gehalten und täglichen Fragen wie „Und, bist schon nervös?“, „Und, kriegst eh keinen kalten Füße?“ oder „Und wer sagt dann, wann wir genau die Torte anschneiden sollen?“ mit einem milden Lächeln entgegengeblickt.

Seit ziemlich genau vorgestern ist diese mildtätige Toleranz jedoch schlagartig in feurige Aggressionen umgeschlagen. Lasst mich doch alle in Frieden mit euren nervigen Fragen, Tipps und Forderungen! Warum meint eine Woche vorher auf einmal jeder, er müsste mir genau sagen, neben wen ich ihn am Tisch bitteschön ganz genau setzen soll, welche lustigen Accessoires ich für meine Hochzeitsfotos mitbringen muss oder welche Farbe die Kleider der Gäste auf keinen Fall haben dürfen?! Warum wollen Wirt, Standesbeamte, DJ und Fotograf ein paar Tage vorher auf einmal doch noch alle eine seitenlange Check-Liste für alles Mögliche von mir haben? Warum entschuldigen die wenigen Leute, die ich um irgendwas gebeten habe, sich jetzt alle mit so tollen Gründen wie „Weißt eh, wir waren doch im Urlaub und jetzt ist es uns irgendwie auch zu stressig"? Warum in Teufels Namen habe ich mich nur dafür entschieden, die Tischdeko selbst zu basteln?!! Arrrrggghh.......!!!!

Mittlerweile verstehe ich echt den Charme einer schnellen Hochzeit in Las Vegas. Keine nervigen Eltern, keine mit Forderungen um sich schmeißenden Gäste, keine Tischläufer, die beim Nähen die halbe Nähmaschine ruinieren – nur ich und Schatz (und eventuell noch Elvis). Im Moment hört sich dieses Szenario wirklich mehr als verlockend an!

Noch vor einer Woche hätte ich gemeint, dass ich niemals sagen würde „Jetzt bin ich dann froh, wenn’s vorbei ist“, aber ganz ehrlich: Jetzt bin ich dann wirklich, ehrlich, von Herzen froh, wenn’s vorbei ist! Wenn ich mir nicht mehr überlegen muss, ob der DJ nicht doch nur mit DJ Ötzi CDs kommt, wenn ich nicht mehr knobeln muss, ob Oma Hildegard neben Onkel Heribert nicht ausfällig wird, wenn ich nicht mehr mit irgendeinem Wirt darum streiten muss, ob ich auf meinem Buffet denn wirklich unbedingt Fisch haben muss, weil ein Schweinsbraten wäre doch viel besser.

Ich hoffe ehrlich, dass sich diese Aggressionen bis zum Tage X noch in Luft auflösen – sonst muss ich entweder schon vor der Trauung ganz viel Prosecco trinken oder gebe dem ersten, der an dem Tag was Falsches zu mir sagt ohne Worte eine Kopfnuss. Und das auch noch oben ohne – oh Mann, das wird die Hochzeit des Jahrhunderts....!

Montag, 25. März 2013

An dich


Wenn die Sonne hervorbricht
Und mich die Augen zukneifen lässt

Wenn der Wind nach Ozean riecht
Und die Schwere mich verlässt

Wenn die Zeit plötzlich still steht
Und alles macht Sinn

Wenn Lachen die Angst verweht
Und ich weiß, wer ich bin

Dann denk ich an dich

Und fühle mich glücklich

Und dankbar

Und träum nicht für mich

Dienstag, 19. März 2013

Herr der Ringe

Nachdem ich im Alltag selten Schmuck trage, blickte ich dem Thema Ringkauf mit einer gesunden Portion Skepsis entgegen. Außerdem hatte ich mit meinen Eltern das beste Beispiel dafür vor der Nase, welches Schicksal dem schönsten Ring auf lange Sicht wahrscheinlich droht. Als ich meine Eltern nämlich danach fragte, welche Ringe sie denn eigentlich hatten, brach erst mal Panik aus. Mama: „Oh, ja wo hab ich den denn nochmal... warte, gleich hab ich ihn...!“ Papa: „Puh, Ehering, na den hab ich glaub ich gar nimma!“ Hatte er aber doch – zumindest war Papas Ring der einzige, der nach Auf-den-Kopf-Stellen des gesamten Elternhauses noch auftauchen wollte. So viel also zum Thema „Ein Ring für immer“...!

Andererseits fand ich es aber irgendwie auch ziemlich cool, endlich auch einen Ehering zu bekommen. Denn insgeheim war ich doch immer etwas neidisch gewesen, wenn meine verheirateten Freundinnen ganz beiläufig ihre Ehering-geschmückten Hände herumfuchtelten. Bislang hatte ich mich immer fast wie bei einem Geheim-Club gefühlt, von dem ich einfach ringlos ausgeschlossen war. Insofern freute ich mich schon auf den Moment, an dem auch ich ganz unauffällig auffällig meinen neu geschmückten Ringfinger präsentieren konnte: Seht her, ich bin jetzt auch beim Club, ha!

Beim ersten Besuch beim Juwelier wurde meine gute Laune jedoch gleich einmal gedämpft. Wie bei jedem Teil der Hochzeitsvorbereitungen musste ich auch hier feststellen: Das von uns naiverweise niedrig angesetzte Budget konnten wir locker mal verdoppeln.

Außerdem wurde mir rasch klar, dass auch das Thema Ringkauf ein Bereich war, von dem ich relativ wenig Ahnung hatte. Weder konnte ich der Verkäuferin sagen, welche Ringgröße ich hatte, noch sagten mir die verschiedenen Materialien etwas, die mir zum Kauf feilgeboten wurden. Gold, Weißgold, Silber, Platin – hä? Ja, ich geb’s zu: Ich wollte anfangs sogar vehement verneinen, als uns die dynamische Verkäuferin ihre Palette Weißgold-Ringe präsentieren wollte – schließlich wollte ich doch einen Ring aus Silber, nicht Gold! Ich weiß: peinlich – aber Gott sei Dank hab ich’s ja nicht laut gesagt!

Peinlich ging’s auch gleich bei der ersten Anprobe weiter. Der skeptische Blick der Verkäuferin ließ uns schon ahnen, dass wir wieder irgendeinen Faux Pas begangen haben mussten – und schon kam auch die vorwurfsvoll verwirrte Frage: „Sie tragen die Eheringe absichtlich links?“ Ups. Keine Ahnung warum, aber irgendwie war ich der festen Annahme, dass man Eheringe am linken Ringfinger trägt – wohl doch nicht so genau hingeschaut bei meinen Freundinnen aus dem Geheim-Club...! Geistesgegenwärtig hätte ich zwar noch antworten können, dass wir in amerikanischer Tradition heiraten, so schlagfertig bin ich aber leider immer erst im Nachhinein – deswegen wurden wir einfach beide kurz heftig rot und steckten schnell die Ringe auf die andere Hand.

Leider sahen sie allerdings auch auf der richtigen Hand nicht unbedingt besser aus. Wenn man im Alltag nie Ringe trägt, hat das nämlich den entscheidenden Nachteil, dass automatisch alle Ringe einfach RIESIG, MONSTRÖS, GIGANTÖS aussehen. Meine Hand sah mit Ring (zumindest für mich) aus wie die einer russischen Millionärin (oder die unserer Ring-Verkäuferin) und ich hatte das Gefühl, dass ich mit diesem Monsterding ab jetzt durch keine Tür mehr kommen würde. Auf meine Frage, ob es denn keine schmäleren Ringe gebe, wurde ich freundlich hingewiesen, dass man schmälere Ringe „eigentlich nicht so hat“ – eine Aussage, die ich ja schon zur Genüge aus anderen Bereichen der Hochzeitsorganisation zu hassen gelernt hatte.

Widerwillig suchte die Verkäuferin dann doch einen schmäleren Ring aus der Abstellkammer und präsentierte ihn mir missmutig (Das gedankliche  „Es ist ja nicht meine Hochzeit, aber...“ stand ihr auf die Stirn geschrieben), während Schatz neben mir verzweifelt versuchte, seinen Probier-Ring wieder vom Finger zu bekommen.

Nach den ersten gefühlten 100 probierten Ringen hatten wir auch ein Paar gefunden, das uns besonders gut gefiel – nur eben „etwas“ über Budget. Wir beschlossen also, uns noch in günstigeren Läden umzuschauen. Schnell merkten wir allerdings, dass uns dort nach dem teuren Laden auf einmal leider nichts mehr gefiel – nicht nur sahen dort alle Ringe für uns irgendwie gleich aus, sondern auch irgendwie nach Kaugummi-Automat. Ich kann also jeder angehenden Braut nur raten: Fangt nicht gleich im teuersten Laden an, lieber von unten nach oben vorarbeiten!

Kurzzeitig waren wir noch versucht, uns die Ringe selbst zu designen, was wir allerdings nach ca. 500 Entwürfen wieder als Schnapsidee verwarfen. Kennt ihr das, wenn ihr ewig lange an etwas herumtüftelt, bis ihr gar nicht mehr sehr, ob das jetzt besser aussieht als vorher? Und wenn ihr euch das Ganze am nächsten Tag anschaut, denkt ihr einfach nur: hrmpf, also so toll sieht das jetzt aber nicht aus....?

Dementsprechend stand für uns bald fest: Leider mussten doch die teuren Ringe aus Laden 1 her – koste es (fast) was es wolle! Schweren Herzens zückten wir dort also alle beide unsere Bankomatkarte (schmerzhafterweise reichte eine gar nicht aus), ließen noch ein „super romantisches“ Foto von uns auf der Blumen-Couch machen und besprachen die letzten Details – Stichwort Gravur.

Während ich noch überlegte, ob ich jetzt nur einen Namen oder beide Namen schöner finden würde, erklärte mir die schadenfroh grinsende Verkäuferin auch schon „Also, bei SO einem schmalen Ring bekommen’s halt höchstens einen Namen rein, gell!“ Ok, grummel, schon verstanden! Vor lauter gekränktem Stolz haute ich dann gleich den nächsten Kracher raus: Als uns die Verkäuferin nach dem Hochzeitsdatum fragte, das sie reingravieren sollte, posaunte ich voller Überzeugung eines hinaus – das peinlicherweise das meiner besten Freundin war, bei der ich das Jahr zuvor Trauzeugin gewesen war. Die beiden Daten sind aber wirklich sehr ähnlich, ehrlich...!

Auf jeden Fall klappte die Gravur dann doch noch: ohne Datumsfehler, ohne Rechtschreibfehler und ohne sonstiges Malheur. Seitdem freue ich mich auf den Moment, wo ich den Ring auch endlich tragen darf – nur habe ich seitdem insgeheim die leichte Paranoia, dass ich bis zur Hochzeit aus irgendeinem Grund fette Würstelfinger bekomme, über die der Ring beim Ja-Wort nicht mehr drüber passt. Aber das ist nur eine weitere, ganz normal irrationale Angst, die man als durchschnittliche Bridezilla so hat – da könnt ihr mir doch sicher zustimmen! Oder...? Oder?

Donnerstag, 14. März 2013

Das kannst du nicht machen!

Irgendwie dürfte mir wohl entgangen sein, dass es irgendwo da draußen ein umfassendes Regelwerk für Hochzeiten, Eheschließungen und sämtliche Fragen der Braut-Etikette gibt. Warum sonst könnten alle bei verschiedensten Aspekten der Hochzeitsorganisation so felsenfest behaupten, dass man „so was einfach nicht macht“, sich deine neueste Idee „nicht gehört“ oder man bestimmte Dinge – meine Lieblingsfloskel vom Puffärmel bis zur Hochzeitskutsche – „halt so hat“?!

Kaum wissen mehr Beteiligte als Braut und Bräutigam vom bevorstehenden Fest, hat auf einmal jeder eine Meinung. Und tut diese auch ungefragt und häufig kund. Eine Hochzeitstorte ohne Figuren oben drauf, das „kann man nicht machen“, Anstecksträußchen „braucht man aber schon“ und eine Hochzeit ohne Walzer „geht doch gar nicht.“

„Es ist ja nicht meine Hochzeit, aber....“ – wenn ich diesen Satzanfang höre, schalte ich mittlerweile schon geistig auf Durchzug. Würde ich auf jeden mit voller Überzeugung vorgetragenen „Tipp“ hören, hätte ich mittlerweile nicht nur eine um ca. 3 Trillionen Euro teurere Hochzeit zu organisieren, sondern noch dazu eine, auf der zwar vielleicht mein Großtante siebten Grades ihres Spaß hat, aber mit Sicherheit nicht die Braut.

Der Spaß beginnt ja schon bei der Gästeliste. "Also, ich hab jetzt noch mal mit Papa geredet und er findet auch: das KANNST du nicht machen, dass du den Onkel Heribert nicht einlädst!" Dass ich Onkel Heribert seit ca. 20 Jahren nicht mehr gesehen habe, weil er eigentlich schon Ewigkeiten von meiner Tante geschieden ist, spielt hier offensichtlich keine Rolle. Auch das Argument, dass ich meine Hochzeit eigentlich lieber nur mit Leuten feiern würde, die ich an dem Tag auch gern tatsächlich sehen würde, wird von der Hand gefegt. Onkel Heribert wäre sicher zu Tode gekränkt, wenn er an diesem Tag nicht dabei wäre!

Ich weiß, im Prinzip können mir die gut gemeinten Ratschläge alle herzlich egal sein, das Gemeine ist nur, dass man sich zwischendurch immer wieder gern davon verunsichern lässt. Brauche ich vielleicht wirklich statt einem selbst organisierten Sektempfang nach der Trauung ein 3.000 Euro teures Catering mit Champagner und Kaviar, weil mich sonst Contanze Rick als knausrigste Braut der Welt bei „Prominent“ zeigt? Enterbt mich Mama wirklich, wenn kein lustiges Zuckerguss-Brautpaar auf der Torte steht???

Ab und zu muss man sich also ganz schön fest daran erinnern, dass es eigentlich nicht die Hochzeit von Mama, Freundin oder Tante Gertrude ist, sondern die eigene - auf der man vielleicht doch lieber das machen sollte, was dem Brautpaar selbst am besten gefällt. Und oft ist es ja schon Herausforderung genug, das herauszufinden - aber das ist eine andere Geschichte...!

Dienstag, 12. März 2013

Holterdiepolter

Was mir mittlerweile schon bei vielen anderen Themen der Hochzeitsorganisation als heimlicher Hintergedanke durch den Kopf gehuscht ist, ist nun offiziell: Ich bin vor lauter Tüll-Manie und Rüschen-Wahnsinnn schizophren geworden. Themen, über die ich vorher eine bestimmte Meinung hatte, sehe ich nämlich jetzt, wo ich selbst in der Situation bin, auf einmal ganz schön anders.

Nehmen wir zum Beispiel den Polterabend. Was fand ich die Idee noch lustig, als ich als mehr oder weniger motivierte Trauzeugin meiner besten Freundin dafür zuständig war! Da wurden in langen Stunden T-shirts bebügelt, Lagebesprechungen abgehalten und lustige Spiele gegoogelt. Ich nähte der Braut damals sogar einen eignen Polter-Brautschleier, was wiederum meine eigene Beziehung unter erheblichen Druck stellte. Man stelle sich einen Schatz vor, der nach 14 Jahren Beziehung bei jeder – und ich meine wirklich JEDER – Familienzusammenkunft oder sonstigen Veranstaltung mit lustigen „Na wann heiratets denn endlich?“-Anspielungen bombardiert wird und sich plötzlich auch noch zu Hause mit einer Freundin konfrontiert sieht, die im Minutentakt mit einer alten Gardine am Kopf vor ihm herumrennt und dabei zunehmend verzweifelter durchs Haus ruft: „Schaut’s jetzt aus wie ein Brautschleier?“ „Und jeeetzt?“ „Aber jetzt, oder?!“- kurz gesagt: Ein nervenaufreibendes Drama, das damit endete, dass Schatz mir wortlos den Schleier aus der Hand nahm und ihn selber am 1-Euro-Haarreifen annähte, damit endlich Ruhe war....

Aber zurück zum Thema: Damals war ich überzeugt, dass es für die Braut nichts Lustigeres als ihren eigenen Polterabend geben könnte. Der letzte Polterabend, auf dem ich als Gast dabei war, hatte zwar damit geendet, dass ein Solarium-gebräuntes Paradeexemplar einer Assozialen-Doku-Soap eines der Mädels bei einem besonders wilden Tanz Kopf voran gegen eine Glastür wirbelte, aber die Braut selbst hat in meiner Erinnerung an dem Abend trotzdem viel gelacht. Die ersten Zweifel kamen mir an dieser Überzeugung bereits, als „meine“ Braut gleich einige der ersten Spiele strikt verweigerte. Aus den zu sammelnden männlichen Unterhosen-Etiketten wurden so zum Beispiel ganz schnell lasche T-shirt-Etiketten. Auch über den Vorschlag einer zufällig in einem Lokal getroffenen männlichen Polterrunde, ihrem als Playboy-Bunny verkleideten Bräutigam doch den ohnehin erschreckend knappen Fizzers-String anzuknabbern, war die Braut „not amused“.

Jetzt, wo mein eigener Polterabend vor der Tür steht, kann ich diese Verweigerung um einiges besser verstehen. Was heißt „besser verstehen“ – ich kann mich gar nicht mehr erinnern, warum ich solche blöden Spiele jemals lustig gefunden habe! Schlaflos wälze ich mich bereits im Bett, verfolgt von paranoiden Vorstellungen, wie ich bei meinem eigenen Polterabend verhaftet werde, weil ich als sexy Sushi-Rolle verkleidet verzweifelt versuche, einem Festspielgast aus Russland ein Kondom mit Kiwi-Geschmack zu verkaufen. Ich will keinen fremden Männern einen Lippenstift-Kuss auf die Plauze geben! Ich will mich vor keinem Chippendale fremdschämen! Ich will keine Pimmel-Spiele!

Schizophrenerweise will ich aber sehr wohl einen lustigen Polterabend – am besten soooo furchtbar lustig, dass alle noch in 10 Jahren davon sprechen werden. Seit sich nämlich nach und nach herausgestellt hat, dass bei meinem Polterabend 60-80% der Anwesenden schwanger sind, grusle ich mich genauso vor dem Gegen-Szenario: Alle sitzen mit einem Glas Saft am Tisch, gucken verstohlen auf die Uhr, gähnen verhalten und sagen um 20.00 Uhr „Du, ich muss dann mal.... schönen Abend noch, gell!“. Auch doof.

Nachdem ich mich selbst dabei ertappte, wie ich einer meiner besten Freundinnen ernsthaft verbot, auch noch vor meinem Polterabend schwanger zu werden, wurde mir endlich klar, dass ich die Zügel aus der Hand geben musste.

Jetzt harre ich also einfach der Dinge: Ob ich nun um 20.15 Uhr schon wieder zu Hause bei „Wetten, dass...?“ auf der Couch sitze oder um 04.00 Uhr früh wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses im Polizeiauto abgeführt werde – es kommt, wie es kommt. Wer (j)A sagt, muss bekanntlich auch B(oltern – schon sehr angesäuselt ausgesprochen) sagen und da gehört der letzte Abend dazu, an dem man sich noch mal so richtig zum unverheirateten Affen macht – wenigstens kann man dieses Mal danach wirklich sagen „Oh Gott, ich brauch einen neuen Namen!“

Mittwoch, 6. März 2013

Das Never-Ending-Kleid-Fiasko

Dass der Kauf eines Brautkleides ein durchaus episches Drama darstellen kann, habe ich in diesem Blog ja schon zur Genüge belegt. Dass es aber nach Kauf des Kleides erst so richtig mit den Schwierigkeiten losgehen würde – davon war ich dann doch selbst auch überrascht!

Dabei fing alles ganz harmlos an. Wir erinnern uns zurück: SuSchi sucht Kleid, Kleid findet SuSchi, Konto bekommt Delle, SuSchi trotzdem happy. So weit, so gut. Die Verkäuferin im Braudorado hatte mir ja glaubhaft versichert, dass der Anprobe-Termin mit der Schneiderin eine reine Lappalie sein würde, bei der nach 5 min. Abstecken alles tiptop sitzen würde.

Unbesorgt machte ich mich also einige Wochen nach Kleidkauf wieder auf in den Brautladen und ließ mich ein weiteres Mal in mein Kleid wuchten. Auch als die Schneiderin fieberhaft an mir herumzupfriemeln begann und dabei vom fröhlichen Hochzeits-Phrasendreschen („Ja, wann is es denn so weit?“, „Na schön!“, „Na werns sehen, das wird der schööönste Tag in ihrem Leben!!“) immer mehr in ein dunkles Schweigen verfiel, das nur ab und zu von besorgten Seufzern unterbrochen wurde, dachte ich mir noch nicht viel. Doch als ich mich schließlich mit neu abgestecktem Kleid vor dem Spiegel platzieren wollte, trat bereits nach zwei Schritten ein gravierendes Problem zu Tage: Mein trägerloses Kleid unterwarf sich in Sekundenschnelle der Schwerkraft und rutschte mit einer solchen Vehemenz nach unten, dass ich es wohl nicht mal halb zum Altar schaffen würde, ohne als die erste Oben-Ohne-Braut Österreichs in die Medienlandschaft einzugehen.

Auch weiteres Gezerre, Gestecke und Gezupfe wollte nicht helfen – das Kleid war offensichtlich ganz auf Motto „Nipplegate“ eingestellt. Nachdem die Schneiderin mir beim erneuten Nehmen der Maße vorhin ohnehin schon die Laune verdorben hatte („Na, da sieht ma jetzt die Weihnachtskekserl a bissi, gellns!“), setzte sie jetzt noch eines drauf und brachte mit den unbedachten Worten „Na wenns halt auch so wenig Oberweite ham!“ meine Unterlippe gefährlich zum Zittern. Frechheit! Gemeinheit! Wie konnte die so was behaupten! Zur Verteidigung meiner Brüste muss ich nämlich hier ein für alle Mal feststellen: ich mag vielleicht keine Dolly Buster sein, aber es gibt definitiv auch Frauen mit weniger Holz vor der Hütte! Insgeheim dachte ich mir aber doch: warum hatten sich die Weihnachtskekse nicht eine Etage weiter oben ansiedeln können? Würde ich als die flachbrüstigste Braut der Welt in die Geschichte der Eheschließung eingehen? Würde überhaupt jemand bemerken, wenn mir das Kleid bis zum Nabel rutschen würde???!

Tief geknickt fragte ich die allwissende Schneiderin um Rat – der dann lautete: „Ja gengans halt in so einen Sex Shop, da habens solche richtigen Super-Pushup-Corsagen, sonst kann ich da nix machen!“. Völlig deprimiert zog ich also von Dannen. Sex Shop – na super, sollte ich etwa im Lack&Leder-Look oder Leoparden-Bustier heiraten? Meine Vorstellung von Romantik war da eine gänzlich andere!

Nachdem ich mich vom ersten Schock erholt hatte, zog ich (mich) also aus, um eine neue passende Unterwäsche zu finden. Den Sex Shop verweigerte ich zwar aus Prinzip, in jedem anderen Unterwäsche-Geschäft Österreichs muss ich jedoch gewesen sein, um mich mit BHs, Bustiers und Corsagen in allen erdenklichen Formen und Farben einzudecken. Dass mein Arsenal an Brustanhebern mittlerweile schön langsam preislich an das keineswegs günstige Brautkleid selbst herankam, versuchte ich gekonnt zu ignorieren. Immerhin wollte ich das nächste Mal gewappnet sein und sagen können: „Nimm das, du Schneiderin, und diesen Pushup, und diese Corsage gleich noch dazu!“

So fuhr ich also beim nächsten Termin mit einem Kofferraum voll Büstenhaltern in den Brautladen und präsentierte der Schneiderin stolz mein neu gewonnenes Holz vor der Hütte. Nach ewigem Hin und Her verkündete mir diese jedoch folgendes Ergebnis: davon taugt keiner was. Bevor ich mitten im Braudorado in Tränen ausbrechen konnte, wurde ich also nochmals in eine Corsage aus dem Brautladen gesteckt – und siehe da, diese schien auf einmal zu passen. Den Gedanken, dass ich die Rechnungen der gefühlten 100 BHs zu Hause natürlich schon weggeschmissen hatte, verdrängte ich gleich wieder und ließ mich neu verpackt ein weiteres Mal ins Kleid stecken.

Wieder wurde gezupft, gezerrt, geschnürt und gesteckt was das Zeug hielt – und diesmal „alles ein bissl fester, damit da auch wirklich nix mehr rutscht!“. Diese Worte hallten mir dann auch noch im Kopf nach, als mir, mich fröhlich auf der Schneider-Plattform drehend, plötzlich so seltsam schummrig wurde. Puh, so richtig atmen wär eigentlich schon toll. Ui, was sind denn das für seltsame Sternchen und wo bin ich überhaupt? Höflich bat ich darum, mich eventuell kurz für ein paar Sekunden nicht mehr im Kreis drehen zu müssen und mich stattdessen kurz hinsetzen zu dürfen.

Nicht nur an den vor Schreck weit aufgerissenen Mündern der Verkäuferinnen merkte ich dann schnell, dass das eine sehr gute Idee von mir war. Leider konnte ich sie nicht mehr zur Gänze ausführen, weil sich nach dem ersten Schritt nach unten bereits mein Bewusstsein fröhlich winkend von mir verabschiedete. Ganz am Rande bekam ich noch mit, wie verzweifelt nach einem Kübel gerufen wurde, mich 5 Verkäuferinnen mitten im Geschäft aus dem Kleid schälten und mir eine Ladung Notfalltropfen unter die Zunge geschoben wurde. Und ich dachte nur: jetzt nur nicht auf das Kleid kotzen!

Einige Minuten später war ich, im Hinterzimmer des Braudorados auf die Kaffee-Couch gebettet, wieder halbwegs Herrin meiner Sinne. Fünf besorgte Verkäuferinnen standen im Kreis um mich herum, die eine hielt mir Kaffee hin, die andere massierte meinen Akkupressur-Punkt, die dritte zupfte mir den exklusiven Brautladen-Bademantel zurecht und wieder eine andere kam mit einer anderen Braut im Schlepptau an, die zufällig Ärztin war. Alles in allem: der Gipfel der Peinlichkeit. Mir wurde zwar glaubhaft versichert, dass ich nicht die erste Braut war, die bei ihnen aus dem Kleid purzelt, wäre aber trotzdem am liebsten im Erdboden versunken wenn das nicht so anstrengend gewesen wäre. Wenigstens bei der obligatorischen Frage nach einer möglichen Schwangerschaft konnte ich ihnen glaubhaft versichern, dass auch hier nur die Weihnachtskekserl Schuld waren.

Als ich mich wieder gefangen hatte, wollte ich mittelmäßig motiviert natürlich sofort wieder die Schneider-Plattform erklimmen, was mir jedoch strikt untersagt wurde. Nein, hieß es aus dem Mund der Experten, heute gab es für mich kein Umschneidern mehr. Grmpf. Also wieder 100km umsonst gefahren. Schön langsam wurde ich wirklich zu Bridezilla! Dafür hatte ich schön langsam wohl jedes bekannte Klischee im Bereich Brautvorbereitung abgehakt – heute: im Brautladen ohnmächtig werden, check!

Alle, die jetzt wissen möchten, wie die Geschichte ausgegangen ist, kann ich (zumindest vorerst) beruhigen: beim nächsten Termin wurde das Kleid wieder etwas weiter gemacht und jetzt sitzt so ziemlich alles. Also fast. Zumindest habe ich mich aber nach reiflicher Überlegung dafür entschieden, lieber nackt als ohnmächtig auf meiner Hochzeit zu stehen – und deshalb hoffe ich jetzt ganz einfach mal, dass ich nicht in einigen Wochen in der Kategorie "Lustige Busenblitzer beim Ja-Wort" in "Upps - Die Pannenshow" vorkomme..!

Freitag, 8. Februar 2013

Ruckedigu, ruckedigu…


…Blut ist im Schuh! Jetzt erst verstehe ich, dass es bei Aschenputtel damals in Wahrheit um Brautschuhe gegangen ist!

Naiverweise dachte ich ja: Schuhe, pah, das wird das geringste Problem! Nach den Strapazen des Brautkleidbeschaus kam mir diese Aufgabe nahezu lächerlich leicht vor. Weder war ich also gewillt, dafür viel Aufwand zu betreiben, noch viel Geld auszugeben. Nachdem ich jedoch erkannt hatte, dass die wenigen weißen Pumps im Billigschuladen (merke: Winter ist eine sehr schlechte Zeit zum Brautschuhkauf, außer man hat nichts gegen die Vorstellung, in elfenbeinfarbenen Moonboots zu heiraten!) tatsächlich so hässlich waren, dass sie nicht mal für unters lange Kleid taugten, begann mir zu dämmern, dass die Sache wahrscheinlich doch so einfach nicht werden würde.

Vom billigen Schuhgeschäft ging es also erst einmal ins teure, wo sich jedoch herausstellte, dass auch im gehobeneren Preissegment die Farbe Weiß offensichtlich diese Saison schwer aus der Mode war. Vom teuren Schuhgeschäft ging es als Nächstes ins italienische Schuhgeschäft, wo die Farbe zwar weniger das Problem war, ich jedoch feststellen musste, dass sich die Italienerin an und für sich offensichtlich nicht mal tot in Schuhen mit unter 15cm Absatzhöhe sehen lassen würde. Vom italienischen Schuhgeschäft ging es also doch in das verhasste Brautmodengeschäft, wo der Unmöglichkeit endgültig die Krone bzw. das Brautdiadem aufgesetzt wurde. Die mir dort an den Fuß gesteckten Schuhe waren nicht nur extrem unbequem und schwerst überteuert, sondern auch noch hässlich wie die Nacht. Warum haben klassische Brautschuhe eigentlich überhaupt so eine seltsam spitze Zehenpartie? Soll ich damit etwa den DJ erdolchen, wenn er das falsche Lied spielt??!

Der letzte Ausweg meines Dilemmas schien also das Internet zu sein. Auf einer Million Google-Treffern wurden mir dort Schuhe für alle Bridezillas dieser Welt geboten, egal ob ich eher „klassisch“, „elegant“, „romantisch“ oder „sportlich“ war. Im Hinterkopf spukte mir zwar die alte Weisheit herum, dass Schuhe, die man im Internet bestellt, grundsätzlich nicht passen, ich war jedoch von der Schnäppchen-Sektion des Online-Schuhladens so geblendet, dass ich mich über meine eigenen Regeln hinwegsetzte und mir doch ein Paar „Entzückende Pumps in Ivory“ bestellte. Der Haken bei der Sache war nur, dass es bei den reduzierten Modellen nicht mehr alle Größen gab. Genauer gesagt auch meine nicht. Aber hey, eine Größe größer, das heißt doch nichts – die können trotzdem wie angegossen sitzen!

Taten sie nicht. Mit den trotz reduziertem Preis noch immer unverschämt teuren Schuhen hätte ich eher als Boot zur Trauung segeln können als mit ihnen zum Altar zu schreiten, so viel Platz boten sie mir. Der mir angeborene Sturschädel erlaubte es mir nur leider nicht, dies auch gleich zuzugeben. Sofort am nächsten Tag zog ich aus, um mir Einlagen zu kaufen. Genauso am darauf folgenden Tag, als ich feststellen musste, dass die ersten Einlagen nichts taugten. Nach einer Woche hatte ich sämtliche Einlagen-Typen zu Hause, die je auf Gottes Erdboden produziert wurden, von Fersen-Pads bis zu Zehen-Kissen und von Gel-Cushions bis zur Ledereinlage. Jeden Abend stapfte ich mit verschiedensten Kombinationen dieser Kissen durchs Haus und kam zwar stets zu einem anderen, nie jedoch zu einem befriedigenden Ergebnis: Mit den einen Einlagen waren die Schuhe nach wie vor zu groß, mit den anderen drückte der Rand, mit wieder anderen rieb die Ferse… ein Drama! Bereits bei den wenigen Probier-Minuten taten mir die Füße dabei so unglaublich weh, dass ich es nicht mal bis zum Telefon schaffte, als dieses in einem anderen Zimmer läutete – und das war definitiv kein gutes Omen für einen langen Abend auf dem Hochzeits-Dancefloor!

Dass die Rückgabefrist für die Schuhe im Laufe meiner fieberhaften Anpassungs-Versuche natürlich verstrichen war, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Und dass ich mittlerweile für die Einlagen fast genauso viel ausgegeben hatte wie für ein neues Paar Schuhe….

Irgendwann gab ich mich geschlagen und entschloss mich zum Kauf neuer Schuhe, auch wenn mir bei der Abbuchung des wiederum unverschämten Betrages fast die Tränen kamen. Übrigens habe ich auch diese Schuhe im Internet bestellt – aber diesmal passen sie bestimmt! Und wenn nicht, habe ich ja jetzt schon alle Einlagen zu Hause…!  

Donnerstag, 31. Januar 2013

27 Dresses und noch mehr


Während andere Mädchen vermutlich ihr gesamtes Leben darauf hingefiebert haben, endlich ihr Brautkleid aussuchen zu dürfen, machte mir dieses Thema vor allen Dingen eines: Angst. Bei der Vorstellung von Puffärmeln, Tüll und Satinungeheuern wurde mir ganz anders zumute und in einem Brautwarengeschäft sah ich mich ungefähr genauso realistisch wie in einem Zubehör-Shop für Atomwaffen.

Dementsprechend mulmig war mir im Magen, als ich das erste Mal in eigener Sache einen Brautmodenladen betrat. Als Beraterin für Freundinnen war die Sache ja noch lustig gewesen: Wunderbar konnte man bei gratis Prosecco seine professionelle Meinung zu den wandelnden Tüllwolken kundtun, ohne dabei selber die Schmach eines „frech-sportlichen“ Modells über sich ergehen lassen zu müssen. Jetzt wurde es allerdings auch für mich ernst:

Phase 1: Kabinenparty mit Selbst-Fremdschämen

Flankiert von Mutter und Tante betrat ich also eines schönen Tages den örtlichen Brautmodenladen und ging nochmal fieberhaft im Kopf durch, ob ich heute Früh eh schöne Unterwäsche angezogen hatte.

Als meine äußert überschwängliche Beraterin mich sogleich in eine Kabine verfrachtete und mich in die ersten Kleider hievte, wurden meine schlimmsten Befürchtungen wahr. Vom Prinzessinnen-Gefühl war ich meilenweit entfernt, vielmehr fühlte ich mich wie in einer Zeitmaschine zurückversetzt ins zarte Alter von 12 Jahren, als ich mit Mama den ersten BH einkaufen war. Heute wie damals riss die Verkäuferin mit einem enthusiastischen „Uuund? Paaaasst’s?“ den Vorhang auf, während ich noch halb nackt in der Kabine stand und dem ganzen Geschäft meine nackten Brüste präsentierte, und verfiel dann sogleich in entzückte Gurrlaute, während ich mich in dem weißen Ungetüm zu Tode schämte. In diesem Kleid sah ich definitiv nicht aus wie eine zauberhafte Braut, sondern wie ein Eisbär in Staniolpapier.

Voller Gram den Blick vom Spiegel abwendend, erhaschte ich den selben Gesichtsausdruck bei der Braut in der Nebenkabine, die gerade in einer ebenso schreckvollen Kreation unter den begeistern Zurufen ihrer Familie eine Pirouette um die nächste drehte. Nicht einmal meine treuen Gefährten konnten genug gespielte Begeisterung aufbringen, um irgendeinen Zweifel an der Schrecklichkeit des Kleides aufkommen zu lassen. Als selbst meine generell Pro-Tochter-eingestellte Mama kurz den Altersheim-Folder zur Seite legte und mit einem bemühten „Joooo… eh liab!“ versuchte, mich vor der sofortigen Flucht zu bewahren, war eines sehr schnell klar: ich musste hier raus.

Obwohl sich dieser Wunsch eher auf das gesamte Geschäft als nur auf das Kleid bezog, blieb ich dann doch noch ein wenig und ließ mich in viele andere weiße Monstrositäten verfrachten. Am Ende war ich bei einem davon sogar der Meinung, dass es mir gefallen würde – ganz sicher kann ich das aber rückblickend nicht mehr sagen. Vielleicht wusste mein Unterbewusstsein nur, dass es endlich hier raus durfte, wenn es sich für ein Kleid entschieden hatte.

Klar, eigentlich hatte ich mir den Moment auch anders vorgestellt, weniger „Ja, passt schon irgendwie“ und mehr „Ooooh, dieses und kein anderes!“, aber in manchen Situationen siegt eben der Pragmatismus. Bis ungefähr zum Parkplatz war ich mit dieser Entscheidung auch zufrieden. Doch spätestens als ich den Schlüssel ins Zündschloss steckte, begann es an mir zu nagen: Sollte das nicht eigentlich anders laufen? Und war da nicht noch dieses eine Geschäft, in dem.....? Ok, ich gebe mich geschlagen - Phase 2 der "Mission Brautkleid" musste schnellstens eingeleitet werden!

Phase 2: Überlandfahrt ins Braudorado


Neuer Tag, neues Glück, neues Geschäft. Mit einem Auto voller Mädels und einer Schachtel Kekse starte ich diesmal zum Überlandausflug und wage mich ins Braut-Eldorado Österreichs. Sobald ich den Laden betrete, bin ich erst mal froh, dass ich das Ganze als amüsierte Trauzeugin schon einmal passiv miterlebt habe. Sonst hätte mich wahrscheinlich spätestens zu dem Zeitpunkt der Schlag getroffen, als ich in fescher Michael Jackson-Manier in weiße Handschuhe schlüpfen muss, um mit meinen Drecksgriffeln keine Fettflecken auf all die schönen Kleider zu machen.

Nun gut, Handschuhe an, Kabine bezogen, Prosecco eingeschenkt – es kann losgehen! Meine Verkäuferin führt mich bewaffnet mit einer Hand voll bunter Ringe die erste Runde durchs Geschäft und markiert wahllos irgendwelche Kleider, die ich eigentlich gar nicht sooo schön finde – „nur zum Probieren!“.

Gott sei Dank ignoriert sie die Markierungen danach aber konsequent und bringt scheinbar einfach das, was ihr in die Finger kommt. Zwischendurch verschwindet sie immer wieder fluchtartig von der Bildfläche, währen ich in einem weißen Tüllhaufen gewandet nach ihr suche – oder wahlweise einfach meinen Prosecco weiterschlürfe. Aber zurück zur Anprobe! Kleid 1 sieht am Kleiderhaken wirklich bezaubernd aus – an mir dann allerdings eher desillusionierend. Der Reifrock sprengt beinahe die Kabine und ich fühle mich darin wie ein aufgeblasener Marshmallow. Als ich die Kabine verlasse, um auf das schwindelerregende Präsentationsstockerl zu klettern, kreischen Mädels und Verkäuferin zwar unisono in Verzückung, mich beschleicht allerdings der Verdacht, dass zumindest die Hälfte der Euphorie Alkohol-induziert ist. Als ich mich mit dem Kleid im Spiegel betrachte, sehe ich aus wie ein Kleinkind, das schmollt, weil es zum Verwandtenbesuch ein Puffärmel-Kleid anziehen muss.

Schneller als es der Verkäuferin lieb ist, bin ich also wieder aus dem Kleid draußen und stürze mich ins nächste. Und ins nächste. Und ins nächste. Und – sei es der Prosecco oder die verlässlichen Applausrunden der treuen Freundinnen – mit jedem Kleid freunde ich mich mehr mit dem Gedanken der weißen Pracht an. Und als ich bei einem der Kleider im Spiegel plötzlich ein verstohlenes Grinsen auf meinem Gesicht erblicke, ist die Entscheidung gefallen: mein Kleid hat mich gefunden! Ich denke an Sissi, ich denke an rauschende Ballnächte, ich denke daran, dass ich jetzt bis zur Hochzeit nicht mehr zunehmen darf… - und das Kleid ist gekauft!

Die Mädel zwingen mich noch gefühlte 100 Mal, in dem Kleid den „Laufsteg“ entlang zu trippeln und schreien dabei jedes Mal verzückt – es geht einfach nichts über eine treue Fangemeinde!

Als ich bei der Kasse meine Bankomatkarte ins Terminal stecke, verlässt das Lächeln zwar kurzzeitig mein Gesicht wieder, sobald ich aus dem Geschäft bin, kommt es allerdings schnell wieder zurück. Ich habe ein Kleid! Ich muss nicht in Mamas alten Store gewickelt zum Altar schreiten! Ich bin eine Braut!

Freitag, 25. Januar 2013

Namen-Dramen


Bald ist SuSchi nicht mehr SuSchi, sondern SuHo. Das ist schon irgendwie komisch. Als mich der nette Herr vom Standesamt bei Formular 254 fragte, wie ich mich denn bezüglich der „Namensfrage“ entschieden hätte, hatte ich zwar keinen Zweifel, meinen über 30 Jahre altbewährten Namen aufzugeben, aber ein komisches Gefühl ist das schon.

Im Moment kann ich mir noch nicht vorstellen, mich am Telefon mit einem anderem Namen zu melden, im Wartezimmer bei SuHo statt SuSchi aufzuspringen, ja der Konsequenz halber vielleicht sogar meinen Blog umzubenennen… Insgeheim plagen mich sogar Ängste, dass ich mich bei der Trauung bei meiner eigenen Unterschrift verschreibe. Wie sieht denn das aus, wenn auf der eigenen Heirats-Urkunde alles wieder durchgestrichen ist? Soll ich mir vielleicht Tipp-Ex mitnehmen?!

Mit 13 wäre das für mich noch kein Problem gewesen, da habe ich meinen Namen bereits in Kombination mit den Nachnamen meiner vielen Schwärme ausprobiert und auf Schulbücher, Bänke und herzgeschmückte Tagebuchseiten gekritzelt. Aber heute ist das irgendwie peinlich…

Ein Name ist schon etwas Witziges. Man findet ihn vielleicht nicht mal toll, ist genervt, weil man bei alphabetischen Reihen immer erst so weit hinten kommt oder weil man bei GIS-Formularen immer noch ein paar extra Kasteln für super-lange Namen brauchen würde. Aber irgendwie ist man mit diesem Namen doch verwachsen, das bin doch einfach ich! Wie soll ICH plötzlich so heißen wie jemand völlig anderer, anders als meine eigenen Eltern???!

Und trotzdem werde ich die Herausforderung annehmen und versuchen, SuHo zu einer new and improved SuSchi zu machen. Ich finde nämlich, dass das irgendwie dazugehört. Doppelnamen sind meistens bestenfalls pseudo-aristokratisch und schlimmstenfalls saudoof und erinnern mich eigentlich immer an diesen alten Witz: wie heißt Liza Minelli, wenn sie Niki Lauda heiratet? Liza Lauda – und jetzt alle: hahahhaha!

Außerdem finde ich es schön, jetzt gleich wie der Schatz zu heißen. Wenn ich schon mein Leben mit ihm teile, dann kann ich meinen Namen auch gleich noch dazupacken – mitgehangen, mitgefangen!
Am Anfang werde ich mir zwar wahrscheinlich ein Namensschild für mich selber basteln müssen, aber irgendwann werde ich hoffentlich ohne mir wie eine Identitätsschwindlerin vorzukommen sagen können: „Gestatten, SuHo!“