Montag, 25. März 2013

An dich


Wenn die Sonne hervorbricht
Und mich die Augen zukneifen lässt

Wenn der Wind nach Ozean riecht
Und die Schwere mich verlässt

Wenn die Zeit plötzlich still steht
Und alles macht Sinn

Wenn Lachen die Angst verweht
Und ich weiß, wer ich bin

Dann denk ich an dich

Und fühle mich glücklich

Und dankbar

Und träum nicht für mich

Dienstag, 19. März 2013

Herr der Ringe

Nachdem ich im Alltag selten Schmuck trage, blickte ich dem Thema Ringkauf mit einer gesunden Portion Skepsis entgegen. Außerdem hatte ich mit meinen Eltern das beste Beispiel dafür vor der Nase, welches Schicksal dem schönsten Ring auf lange Sicht wahrscheinlich droht. Als ich meine Eltern nämlich danach fragte, welche Ringe sie denn eigentlich hatten, brach erst mal Panik aus. Mama: „Oh, ja wo hab ich den denn nochmal... warte, gleich hab ich ihn...!“ Papa: „Puh, Ehering, na den hab ich glaub ich gar nimma!“ Hatte er aber doch – zumindest war Papas Ring der einzige, der nach Auf-den-Kopf-Stellen des gesamten Elternhauses noch auftauchen wollte. So viel also zum Thema „Ein Ring für immer“...!

Andererseits fand ich es aber irgendwie auch ziemlich cool, endlich auch einen Ehering zu bekommen. Denn insgeheim war ich doch immer etwas neidisch gewesen, wenn meine verheirateten Freundinnen ganz beiläufig ihre Ehering-geschmückten Hände herumfuchtelten. Bislang hatte ich mich immer fast wie bei einem Geheim-Club gefühlt, von dem ich einfach ringlos ausgeschlossen war. Insofern freute ich mich schon auf den Moment, an dem auch ich ganz unauffällig auffällig meinen neu geschmückten Ringfinger präsentieren konnte: Seht her, ich bin jetzt auch beim Club, ha!

Beim ersten Besuch beim Juwelier wurde meine gute Laune jedoch gleich einmal gedämpft. Wie bei jedem Teil der Hochzeitsvorbereitungen musste ich auch hier feststellen: Das von uns naiverweise niedrig angesetzte Budget konnten wir locker mal verdoppeln.

Außerdem wurde mir rasch klar, dass auch das Thema Ringkauf ein Bereich war, von dem ich relativ wenig Ahnung hatte. Weder konnte ich der Verkäuferin sagen, welche Ringgröße ich hatte, noch sagten mir die verschiedenen Materialien etwas, die mir zum Kauf feilgeboten wurden. Gold, Weißgold, Silber, Platin – hä? Ja, ich geb’s zu: Ich wollte anfangs sogar vehement verneinen, als uns die dynamische Verkäuferin ihre Palette Weißgold-Ringe präsentieren wollte – schließlich wollte ich doch einen Ring aus Silber, nicht Gold! Ich weiß: peinlich – aber Gott sei Dank hab ich’s ja nicht laut gesagt!

Peinlich ging’s auch gleich bei der ersten Anprobe weiter. Der skeptische Blick der Verkäuferin ließ uns schon ahnen, dass wir wieder irgendeinen Faux Pas begangen haben mussten – und schon kam auch die vorwurfsvoll verwirrte Frage: „Sie tragen die Eheringe absichtlich links?“ Ups. Keine Ahnung warum, aber irgendwie war ich der festen Annahme, dass man Eheringe am linken Ringfinger trägt – wohl doch nicht so genau hingeschaut bei meinen Freundinnen aus dem Geheim-Club...! Geistesgegenwärtig hätte ich zwar noch antworten können, dass wir in amerikanischer Tradition heiraten, so schlagfertig bin ich aber leider immer erst im Nachhinein – deswegen wurden wir einfach beide kurz heftig rot und steckten schnell die Ringe auf die andere Hand.

Leider sahen sie allerdings auch auf der richtigen Hand nicht unbedingt besser aus. Wenn man im Alltag nie Ringe trägt, hat das nämlich den entscheidenden Nachteil, dass automatisch alle Ringe einfach RIESIG, MONSTRÖS, GIGANTÖS aussehen. Meine Hand sah mit Ring (zumindest für mich) aus wie die einer russischen Millionärin (oder die unserer Ring-Verkäuferin) und ich hatte das Gefühl, dass ich mit diesem Monsterding ab jetzt durch keine Tür mehr kommen würde. Auf meine Frage, ob es denn keine schmäleren Ringe gebe, wurde ich freundlich hingewiesen, dass man schmälere Ringe „eigentlich nicht so hat“ – eine Aussage, die ich ja schon zur Genüge aus anderen Bereichen der Hochzeitsorganisation zu hassen gelernt hatte.

Widerwillig suchte die Verkäuferin dann doch einen schmäleren Ring aus der Abstellkammer und präsentierte ihn mir missmutig (Das gedankliche  „Es ist ja nicht meine Hochzeit, aber...“ stand ihr auf die Stirn geschrieben), während Schatz neben mir verzweifelt versuchte, seinen Probier-Ring wieder vom Finger zu bekommen.

Nach den ersten gefühlten 100 probierten Ringen hatten wir auch ein Paar gefunden, das uns besonders gut gefiel – nur eben „etwas“ über Budget. Wir beschlossen also, uns noch in günstigeren Läden umzuschauen. Schnell merkten wir allerdings, dass uns dort nach dem teuren Laden auf einmal leider nichts mehr gefiel – nicht nur sahen dort alle Ringe für uns irgendwie gleich aus, sondern auch irgendwie nach Kaugummi-Automat. Ich kann also jeder angehenden Braut nur raten: Fangt nicht gleich im teuersten Laden an, lieber von unten nach oben vorarbeiten!

Kurzzeitig waren wir noch versucht, uns die Ringe selbst zu designen, was wir allerdings nach ca. 500 Entwürfen wieder als Schnapsidee verwarfen. Kennt ihr das, wenn ihr ewig lange an etwas herumtüftelt, bis ihr gar nicht mehr sehr, ob das jetzt besser aussieht als vorher? Und wenn ihr euch das Ganze am nächsten Tag anschaut, denkt ihr einfach nur: hrmpf, also so toll sieht das jetzt aber nicht aus....?

Dementsprechend stand für uns bald fest: Leider mussten doch die teuren Ringe aus Laden 1 her – koste es (fast) was es wolle! Schweren Herzens zückten wir dort also alle beide unsere Bankomatkarte (schmerzhafterweise reichte eine gar nicht aus), ließen noch ein „super romantisches“ Foto von uns auf der Blumen-Couch machen und besprachen die letzten Details – Stichwort Gravur.

Während ich noch überlegte, ob ich jetzt nur einen Namen oder beide Namen schöner finden würde, erklärte mir die schadenfroh grinsende Verkäuferin auch schon „Also, bei SO einem schmalen Ring bekommen’s halt höchstens einen Namen rein, gell!“ Ok, grummel, schon verstanden! Vor lauter gekränktem Stolz haute ich dann gleich den nächsten Kracher raus: Als uns die Verkäuferin nach dem Hochzeitsdatum fragte, das sie reingravieren sollte, posaunte ich voller Überzeugung eines hinaus – das peinlicherweise das meiner besten Freundin war, bei der ich das Jahr zuvor Trauzeugin gewesen war. Die beiden Daten sind aber wirklich sehr ähnlich, ehrlich...!

Auf jeden Fall klappte die Gravur dann doch noch: ohne Datumsfehler, ohne Rechtschreibfehler und ohne sonstiges Malheur. Seitdem freue ich mich auf den Moment, wo ich den Ring auch endlich tragen darf – nur habe ich seitdem insgeheim die leichte Paranoia, dass ich bis zur Hochzeit aus irgendeinem Grund fette Würstelfinger bekomme, über die der Ring beim Ja-Wort nicht mehr drüber passt. Aber das ist nur eine weitere, ganz normal irrationale Angst, die man als durchschnittliche Bridezilla so hat – da könnt ihr mir doch sicher zustimmen! Oder...? Oder?

Donnerstag, 14. März 2013

Das kannst du nicht machen!

Irgendwie dürfte mir wohl entgangen sein, dass es irgendwo da draußen ein umfassendes Regelwerk für Hochzeiten, Eheschließungen und sämtliche Fragen der Braut-Etikette gibt. Warum sonst könnten alle bei verschiedensten Aspekten der Hochzeitsorganisation so felsenfest behaupten, dass man „so was einfach nicht macht“, sich deine neueste Idee „nicht gehört“ oder man bestimmte Dinge – meine Lieblingsfloskel vom Puffärmel bis zur Hochzeitskutsche – „halt so hat“?!

Kaum wissen mehr Beteiligte als Braut und Bräutigam vom bevorstehenden Fest, hat auf einmal jeder eine Meinung. Und tut diese auch ungefragt und häufig kund. Eine Hochzeitstorte ohne Figuren oben drauf, das „kann man nicht machen“, Anstecksträußchen „braucht man aber schon“ und eine Hochzeit ohne Walzer „geht doch gar nicht.“

„Es ist ja nicht meine Hochzeit, aber....“ – wenn ich diesen Satzanfang höre, schalte ich mittlerweile schon geistig auf Durchzug. Würde ich auf jeden mit voller Überzeugung vorgetragenen „Tipp“ hören, hätte ich mittlerweile nicht nur eine um ca. 3 Trillionen Euro teurere Hochzeit zu organisieren, sondern noch dazu eine, auf der zwar vielleicht mein Großtante siebten Grades ihres Spaß hat, aber mit Sicherheit nicht die Braut.

Der Spaß beginnt ja schon bei der Gästeliste. "Also, ich hab jetzt noch mal mit Papa geredet und er findet auch: das KANNST du nicht machen, dass du den Onkel Heribert nicht einlädst!" Dass ich Onkel Heribert seit ca. 20 Jahren nicht mehr gesehen habe, weil er eigentlich schon Ewigkeiten von meiner Tante geschieden ist, spielt hier offensichtlich keine Rolle. Auch das Argument, dass ich meine Hochzeit eigentlich lieber nur mit Leuten feiern würde, die ich an dem Tag auch gern tatsächlich sehen würde, wird von der Hand gefegt. Onkel Heribert wäre sicher zu Tode gekränkt, wenn er an diesem Tag nicht dabei wäre!

Ich weiß, im Prinzip können mir die gut gemeinten Ratschläge alle herzlich egal sein, das Gemeine ist nur, dass man sich zwischendurch immer wieder gern davon verunsichern lässt. Brauche ich vielleicht wirklich statt einem selbst organisierten Sektempfang nach der Trauung ein 3.000 Euro teures Catering mit Champagner und Kaviar, weil mich sonst Contanze Rick als knausrigste Braut der Welt bei „Prominent“ zeigt? Enterbt mich Mama wirklich, wenn kein lustiges Zuckerguss-Brautpaar auf der Torte steht???

Ab und zu muss man sich also ganz schön fest daran erinnern, dass es eigentlich nicht die Hochzeit von Mama, Freundin oder Tante Gertrude ist, sondern die eigene - auf der man vielleicht doch lieber das machen sollte, was dem Brautpaar selbst am besten gefällt. Und oft ist es ja schon Herausforderung genug, das herauszufinden - aber das ist eine andere Geschichte...!

Dienstag, 12. März 2013

Holterdiepolter

Was mir mittlerweile schon bei vielen anderen Themen der Hochzeitsorganisation als heimlicher Hintergedanke durch den Kopf gehuscht ist, ist nun offiziell: Ich bin vor lauter Tüll-Manie und Rüschen-Wahnsinnn schizophren geworden. Themen, über die ich vorher eine bestimmte Meinung hatte, sehe ich nämlich jetzt, wo ich selbst in der Situation bin, auf einmal ganz schön anders.

Nehmen wir zum Beispiel den Polterabend. Was fand ich die Idee noch lustig, als ich als mehr oder weniger motivierte Trauzeugin meiner besten Freundin dafür zuständig war! Da wurden in langen Stunden T-shirts bebügelt, Lagebesprechungen abgehalten und lustige Spiele gegoogelt. Ich nähte der Braut damals sogar einen eignen Polter-Brautschleier, was wiederum meine eigene Beziehung unter erheblichen Druck stellte. Man stelle sich einen Schatz vor, der nach 14 Jahren Beziehung bei jeder – und ich meine wirklich JEDER – Familienzusammenkunft oder sonstigen Veranstaltung mit lustigen „Na wann heiratets denn endlich?“-Anspielungen bombardiert wird und sich plötzlich auch noch zu Hause mit einer Freundin konfrontiert sieht, die im Minutentakt mit einer alten Gardine am Kopf vor ihm herumrennt und dabei zunehmend verzweifelter durchs Haus ruft: „Schaut’s jetzt aus wie ein Brautschleier?“ „Und jeeetzt?“ „Aber jetzt, oder?!“- kurz gesagt: Ein nervenaufreibendes Drama, das damit endete, dass Schatz mir wortlos den Schleier aus der Hand nahm und ihn selber am 1-Euro-Haarreifen annähte, damit endlich Ruhe war....

Aber zurück zum Thema: Damals war ich überzeugt, dass es für die Braut nichts Lustigeres als ihren eigenen Polterabend geben könnte. Der letzte Polterabend, auf dem ich als Gast dabei war, hatte zwar damit geendet, dass ein Solarium-gebräuntes Paradeexemplar einer Assozialen-Doku-Soap eines der Mädels bei einem besonders wilden Tanz Kopf voran gegen eine Glastür wirbelte, aber die Braut selbst hat in meiner Erinnerung an dem Abend trotzdem viel gelacht. Die ersten Zweifel kamen mir an dieser Überzeugung bereits, als „meine“ Braut gleich einige der ersten Spiele strikt verweigerte. Aus den zu sammelnden männlichen Unterhosen-Etiketten wurden so zum Beispiel ganz schnell lasche T-shirt-Etiketten. Auch über den Vorschlag einer zufällig in einem Lokal getroffenen männlichen Polterrunde, ihrem als Playboy-Bunny verkleideten Bräutigam doch den ohnehin erschreckend knappen Fizzers-String anzuknabbern, war die Braut „not amused“.

Jetzt, wo mein eigener Polterabend vor der Tür steht, kann ich diese Verweigerung um einiges besser verstehen. Was heißt „besser verstehen“ – ich kann mich gar nicht mehr erinnern, warum ich solche blöden Spiele jemals lustig gefunden habe! Schlaflos wälze ich mich bereits im Bett, verfolgt von paranoiden Vorstellungen, wie ich bei meinem eigenen Polterabend verhaftet werde, weil ich als sexy Sushi-Rolle verkleidet verzweifelt versuche, einem Festspielgast aus Russland ein Kondom mit Kiwi-Geschmack zu verkaufen. Ich will keinen fremden Männern einen Lippenstift-Kuss auf die Plauze geben! Ich will mich vor keinem Chippendale fremdschämen! Ich will keine Pimmel-Spiele!

Schizophrenerweise will ich aber sehr wohl einen lustigen Polterabend – am besten soooo furchtbar lustig, dass alle noch in 10 Jahren davon sprechen werden. Seit sich nämlich nach und nach herausgestellt hat, dass bei meinem Polterabend 60-80% der Anwesenden schwanger sind, grusle ich mich genauso vor dem Gegen-Szenario: Alle sitzen mit einem Glas Saft am Tisch, gucken verstohlen auf die Uhr, gähnen verhalten und sagen um 20.00 Uhr „Du, ich muss dann mal.... schönen Abend noch, gell!“. Auch doof.

Nachdem ich mich selbst dabei ertappte, wie ich einer meiner besten Freundinnen ernsthaft verbot, auch noch vor meinem Polterabend schwanger zu werden, wurde mir endlich klar, dass ich die Zügel aus der Hand geben musste.

Jetzt harre ich also einfach der Dinge: Ob ich nun um 20.15 Uhr schon wieder zu Hause bei „Wetten, dass...?“ auf der Couch sitze oder um 04.00 Uhr früh wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses im Polizeiauto abgeführt werde – es kommt, wie es kommt. Wer (j)A sagt, muss bekanntlich auch B(oltern – schon sehr angesäuselt ausgesprochen) sagen und da gehört der letzte Abend dazu, an dem man sich noch mal so richtig zum unverheirateten Affen macht – wenigstens kann man dieses Mal danach wirklich sagen „Oh Gott, ich brauch einen neuen Namen!“

Mittwoch, 6. März 2013

Das Never-Ending-Kleid-Fiasko

Dass der Kauf eines Brautkleides ein durchaus episches Drama darstellen kann, habe ich in diesem Blog ja schon zur Genüge belegt. Dass es aber nach Kauf des Kleides erst so richtig mit den Schwierigkeiten losgehen würde – davon war ich dann doch selbst auch überrascht!

Dabei fing alles ganz harmlos an. Wir erinnern uns zurück: SuSchi sucht Kleid, Kleid findet SuSchi, Konto bekommt Delle, SuSchi trotzdem happy. So weit, so gut. Die Verkäuferin im Braudorado hatte mir ja glaubhaft versichert, dass der Anprobe-Termin mit der Schneiderin eine reine Lappalie sein würde, bei der nach 5 min. Abstecken alles tiptop sitzen würde.

Unbesorgt machte ich mich also einige Wochen nach Kleidkauf wieder auf in den Brautladen und ließ mich ein weiteres Mal in mein Kleid wuchten. Auch als die Schneiderin fieberhaft an mir herumzupfriemeln begann und dabei vom fröhlichen Hochzeits-Phrasendreschen („Ja, wann is es denn so weit?“, „Na schön!“, „Na werns sehen, das wird der schööönste Tag in ihrem Leben!!“) immer mehr in ein dunkles Schweigen verfiel, das nur ab und zu von besorgten Seufzern unterbrochen wurde, dachte ich mir noch nicht viel. Doch als ich mich schließlich mit neu abgestecktem Kleid vor dem Spiegel platzieren wollte, trat bereits nach zwei Schritten ein gravierendes Problem zu Tage: Mein trägerloses Kleid unterwarf sich in Sekundenschnelle der Schwerkraft und rutschte mit einer solchen Vehemenz nach unten, dass ich es wohl nicht mal halb zum Altar schaffen würde, ohne als die erste Oben-Ohne-Braut Österreichs in die Medienlandschaft einzugehen.

Auch weiteres Gezerre, Gestecke und Gezupfe wollte nicht helfen – das Kleid war offensichtlich ganz auf Motto „Nipplegate“ eingestellt. Nachdem die Schneiderin mir beim erneuten Nehmen der Maße vorhin ohnehin schon die Laune verdorben hatte („Na, da sieht ma jetzt die Weihnachtskekserl a bissi, gellns!“), setzte sie jetzt noch eines drauf und brachte mit den unbedachten Worten „Na wenns halt auch so wenig Oberweite ham!“ meine Unterlippe gefährlich zum Zittern. Frechheit! Gemeinheit! Wie konnte die so was behaupten! Zur Verteidigung meiner Brüste muss ich nämlich hier ein für alle Mal feststellen: ich mag vielleicht keine Dolly Buster sein, aber es gibt definitiv auch Frauen mit weniger Holz vor der Hütte! Insgeheim dachte ich mir aber doch: warum hatten sich die Weihnachtskekse nicht eine Etage weiter oben ansiedeln können? Würde ich als die flachbrüstigste Braut der Welt in die Geschichte der Eheschließung eingehen? Würde überhaupt jemand bemerken, wenn mir das Kleid bis zum Nabel rutschen würde???!

Tief geknickt fragte ich die allwissende Schneiderin um Rat – der dann lautete: „Ja gengans halt in so einen Sex Shop, da habens solche richtigen Super-Pushup-Corsagen, sonst kann ich da nix machen!“. Völlig deprimiert zog ich also von Dannen. Sex Shop – na super, sollte ich etwa im Lack&Leder-Look oder Leoparden-Bustier heiraten? Meine Vorstellung von Romantik war da eine gänzlich andere!

Nachdem ich mich vom ersten Schock erholt hatte, zog ich (mich) also aus, um eine neue passende Unterwäsche zu finden. Den Sex Shop verweigerte ich zwar aus Prinzip, in jedem anderen Unterwäsche-Geschäft Österreichs muss ich jedoch gewesen sein, um mich mit BHs, Bustiers und Corsagen in allen erdenklichen Formen und Farben einzudecken. Dass mein Arsenal an Brustanhebern mittlerweile schön langsam preislich an das keineswegs günstige Brautkleid selbst herankam, versuchte ich gekonnt zu ignorieren. Immerhin wollte ich das nächste Mal gewappnet sein und sagen können: „Nimm das, du Schneiderin, und diesen Pushup, und diese Corsage gleich noch dazu!“

So fuhr ich also beim nächsten Termin mit einem Kofferraum voll Büstenhaltern in den Brautladen und präsentierte der Schneiderin stolz mein neu gewonnenes Holz vor der Hütte. Nach ewigem Hin und Her verkündete mir diese jedoch folgendes Ergebnis: davon taugt keiner was. Bevor ich mitten im Braudorado in Tränen ausbrechen konnte, wurde ich also nochmals in eine Corsage aus dem Brautladen gesteckt – und siehe da, diese schien auf einmal zu passen. Den Gedanken, dass ich die Rechnungen der gefühlten 100 BHs zu Hause natürlich schon weggeschmissen hatte, verdrängte ich gleich wieder und ließ mich neu verpackt ein weiteres Mal ins Kleid stecken.

Wieder wurde gezupft, gezerrt, geschnürt und gesteckt was das Zeug hielt – und diesmal „alles ein bissl fester, damit da auch wirklich nix mehr rutscht!“. Diese Worte hallten mir dann auch noch im Kopf nach, als mir, mich fröhlich auf der Schneider-Plattform drehend, plötzlich so seltsam schummrig wurde. Puh, so richtig atmen wär eigentlich schon toll. Ui, was sind denn das für seltsame Sternchen und wo bin ich überhaupt? Höflich bat ich darum, mich eventuell kurz für ein paar Sekunden nicht mehr im Kreis drehen zu müssen und mich stattdessen kurz hinsetzen zu dürfen.

Nicht nur an den vor Schreck weit aufgerissenen Mündern der Verkäuferinnen merkte ich dann schnell, dass das eine sehr gute Idee von mir war. Leider konnte ich sie nicht mehr zur Gänze ausführen, weil sich nach dem ersten Schritt nach unten bereits mein Bewusstsein fröhlich winkend von mir verabschiedete. Ganz am Rande bekam ich noch mit, wie verzweifelt nach einem Kübel gerufen wurde, mich 5 Verkäuferinnen mitten im Geschäft aus dem Kleid schälten und mir eine Ladung Notfalltropfen unter die Zunge geschoben wurde. Und ich dachte nur: jetzt nur nicht auf das Kleid kotzen!

Einige Minuten später war ich, im Hinterzimmer des Braudorados auf die Kaffee-Couch gebettet, wieder halbwegs Herrin meiner Sinne. Fünf besorgte Verkäuferinnen standen im Kreis um mich herum, die eine hielt mir Kaffee hin, die andere massierte meinen Akkupressur-Punkt, die dritte zupfte mir den exklusiven Brautladen-Bademantel zurecht und wieder eine andere kam mit einer anderen Braut im Schlepptau an, die zufällig Ärztin war. Alles in allem: der Gipfel der Peinlichkeit. Mir wurde zwar glaubhaft versichert, dass ich nicht die erste Braut war, die bei ihnen aus dem Kleid purzelt, wäre aber trotzdem am liebsten im Erdboden versunken wenn das nicht so anstrengend gewesen wäre. Wenigstens bei der obligatorischen Frage nach einer möglichen Schwangerschaft konnte ich ihnen glaubhaft versichern, dass auch hier nur die Weihnachtskekserl Schuld waren.

Als ich mich wieder gefangen hatte, wollte ich mittelmäßig motiviert natürlich sofort wieder die Schneider-Plattform erklimmen, was mir jedoch strikt untersagt wurde. Nein, hieß es aus dem Mund der Experten, heute gab es für mich kein Umschneidern mehr. Grmpf. Also wieder 100km umsonst gefahren. Schön langsam wurde ich wirklich zu Bridezilla! Dafür hatte ich schön langsam wohl jedes bekannte Klischee im Bereich Brautvorbereitung abgehakt – heute: im Brautladen ohnmächtig werden, check!

Alle, die jetzt wissen möchten, wie die Geschichte ausgegangen ist, kann ich (zumindest vorerst) beruhigen: beim nächsten Termin wurde das Kleid wieder etwas weiter gemacht und jetzt sitzt so ziemlich alles. Also fast. Zumindest habe ich mich aber nach reiflicher Überlegung dafür entschieden, lieber nackt als ohnmächtig auf meiner Hochzeit zu stehen – und deshalb hoffe ich jetzt ganz einfach mal, dass ich nicht in einigen Wochen in der Kategorie "Lustige Busenblitzer beim Ja-Wort" in "Upps - Die Pannenshow" vorkomme..!