Donnerstag, 14. März 2013

Das kannst du nicht machen!

Irgendwie dürfte mir wohl entgangen sein, dass es irgendwo da draußen ein umfassendes Regelwerk für Hochzeiten, Eheschließungen und sämtliche Fragen der Braut-Etikette gibt. Warum sonst könnten alle bei verschiedensten Aspekten der Hochzeitsorganisation so felsenfest behaupten, dass man „so was einfach nicht macht“, sich deine neueste Idee „nicht gehört“ oder man bestimmte Dinge – meine Lieblingsfloskel vom Puffärmel bis zur Hochzeitskutsche – „halt so hat“?!

Kaum wissen mehr Beteiligte als Braut und Bräutigam vom bevorstehenden Fest, hat auf einmal jeder eine Meinung. Und tut diese auch ungefragt und häufig kund. Eine Hochzeitstorte ohne Figuren oben drauf, das „kann man nicht machen“, Anstecksträußchen „braucht man aber schon“ und eine Hochzeit ohne Walzer „geht doch gar nicht.“

„Es ist ja nicht meine Hochzeit, aber....“ – wenn ich diesen Satzanfang höre, schalte ich mittlerweile schon geistig auf Durchzug. Würde ich auf jeden mit voller Überzeugung vorgetragenen „Tipp“ hören, hätte ich mittlerweile nicht nur eine um ca. 3 Trillionen Euro teurere Hochzeit zu organisieren, sondern noch dazu eine, auf der zwar vielleicht mein Großtante siebten Grades ihres Spaß hat, aber mit Sicherheit nicht die Braut.

Der Spaß beginnt ja schon bei der Gästeliste. "Also, ich hab jetzt noch mal mit Papa geredet und er findet auch: das KANNST du nicht machen, dass du den Onkel Heribert nicht einlädst!" Dass ich Onkel Heribert seit ca. 20 Jahren nicht mehr gesehen habe, weil er eigentlich schon Ewigkeiten von meiner Tante geschieden ist, spielt hier offensichtlich keine Rolle. Auch das Argument, dass ich meine Hochzeit eigentlich lieber nur mit Leuten feiern würde, die ich an dem Tag auch gern tatsächlich sehen würde, wird von der Hand gefegt. Onkel Heribert wäre sicher zu Tode gekränkt, wenn er an diesem Tag nicht dabei wäre!

Ich weiß, im Prinzip können mir die gut gemeinten Ratschläge alle herzlich egal sein, das Gemeine ist nur, dass man sich zwischendurch immer wieder gern davon verunsichern lässt. Brauche ich vielleicht wirklich statt einem selbst organisierten Sektempfang nach der Trauung ein 3.000 Euro teures Catering mit Champagner und Kaviar, weil mich sonst Contanze Rick als knausrigste Braut der Welt bei „Prominent“ zeigt? Enterbt mich Mama wirklich, wenn kein lustiges Zuckerguss-Brautpaar auf der Torte steht???

Ab und zu muss man sich also ganz schön fest daran erinnern, dass es eigentlich nicht die Hochzeit von Mama, Freundin oder Tante Gertrude ist, sondern die eigene - auf der man vielleicht doch lieber das machen sollte, was dem Brautpaar selbst am besten gefällt. Und oft ist es ja schon Herausforderung genug, das herauszufinden - aber das ist eine andere Geschichte...!

3 Kommentare:

  1. Oh ja, das kenne ich auch nur zu gut! Da hilft nur: Ohren zu und durch. Und wenn's gar nicht anders geht: Lächeln, Winken und gedanklich den Mittelfinger heben :)

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  2. Wieder einmal herrlich zu lesen ;-) Aber da kann ich auch nur sagen Augen und Ohren zu und durch ;-) Es ist schließlich euer Tag und ihr sollt ihn genießen, so wie ihr ihn euch vorstellt :-)

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  3. Oh ja... Das Schlimme dabei ist, dass mein Zukünftiger "vom Dorf" kommt und entsprechend in seiner Prägephase sämtlichen traditionellen Schnickschnack als "Muss" erfahren durfte. Ich dagegen halte herzlich wenig von gesellschaftlichen Konventionen, sondern möchte meine Hochzeit nach meinen Vorstellungen richten und nicht nach denen anderer Leute.
    Wenn die Sprüche nur von außen kommen würden, ginge mir das zwar auch auf die Nerven, aber da könnte ich auch auf Durchzug schalten. Wenn allerdings der eigene Partner sich extrem von der Meinung anderer beeindrucken lässt (weil er das so von zu Hause kennt), dann ist das echt anstrengend...

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