Dienstag, 19. März 2013

Herr der Ringe

Nachdem ich im Alltag selten Schmuck trage, blickte ich dem Thema Ringkauf mit einer gesunden Portion Skepsis entgegen. Außerdem hatte ich mit meinen Eltern das beste Beispiel dafür vor der Nase, welches Schicksal dem schönsten Ring auf lange Sicht wahrscheinlich droht. Als ich meine Eltern nämlich danach fragte, welche Ringe sie denn eigentlich hatten, brach erst mal Panik aus. Mama: „Oh, ja wo hab ich den denn nochmal... warte, gleich hab ich ihn...!“ Papa: „Puh, Ehering, na den hab ich glaub ich gar nimma!“ Hatte er aber doch – zumindest war Papas Ring der einzige, der nach Auf-den-Kopf-Stellen des gesamten Elternhauses noch auftauchen wollte. So viel also zum Thema „Ein Ring für immer“...!

Andererseits fand ich es aber irgendwie auch ziemlich cool, endlich auch einen Ehering zu bekommen. Denn insgeheim war ich doch immer etwas neidisch gewesen, wenn meine verheirateten Freundinnen ganz beiläufig ihre Ehering-geschmückten Hände herumfuchtelten. Bislang hatte ich mich immer fast wie bei einem Geheim-Club gefühlt, von dem ich einfach ringlos ausgeschlossen war. Insofern freute ich mich schon auf den Moment, an dem auch ich ganz unauffällig auffällig meinen neu geschmückten Ringfinger präsentieren konnte: Seht her, ich bin jetzt auch beim Club, ha!

Beim ersten Besuch beim Juwelier wurde meine gute Laune jedoch gleich einmal gedämpft. Wie bei jedem Teil der Hochzeitsvorbereitungen musste ich auch hier feststellen: Das von uns naiverweise niedrig angesetzte Budget konnten wir locker mal verdoppeln.

Außerdem wurde mir rasch klar, dass auch das Thema Ringkauf ein Bereich war, von dem ich relativ wenig Ahnung hatte. Weder konnte ich der Verkäuferin sagen, welche Ringgröße ich hatte, noch sagten mir die verschiedenen Materialien etwas, die mir zum Kauf feilgeboten wurden. Gold, Weißgold, Silber, Platin – hä? Ja, ich geb’s zu: Ich wollte anfangs sogar vehement verneinen, als uns die dynamische Verkäuferin ihre Palette Weißgold-Ringe präsentieren wollte – schließlich wollte ich doch einen Ring aus Silber, nicht Gold! Ich weiß: peinlich – aber Gott sei Dank hab ich’s ja nicht laut gesagt!

Peinlich ging’s auch gleich bei der ersten Anprobe weiter. Der skeptische Blick der Verkäuferin ließ uns schon ahnen, dass wir wieder irgendeinen Faux Pas begangen haben mussten – und schon kam auch die vorwurfsvoll verwirrte Frage: „Sie tragen die Eheringe absichtlich links?“ Ups. Keine Ahnung warum, aber irgendwie war ich der festen Annahme, dass man Eheringe am linken Ringfinger trägt – wohl doch nicht so genau hingeschaut bei meinen Freundinnen aus dem Geheim-Club...! Geistesgegenwärtig hätte ich zwar noch antworten können, dass wir in amerikanischer Tradition heiraten, so schlagfertig bin ich aber leider immer erst im Nachhinein – deswegen wurden wir einfach beide kurz heftig rot und steckten schnell die Ringe auf die andere Hand.

Leider sahen sie allerdings auch auf der richtigen Hand nicht unbedingt besser aus. Wenn man im Alltag nie Ringe trägt, hat das nämlich den entscheidenden Nachteil, dass automatisch alle Ringe einfach RIESIG, MONSTRÖS, GIGANTÖS aussehen. Meine Hand sah mit Ring (zumindest für mich) aus wie die einer russischen Millionärin (oder die unserer Ring-Verkäuferin) und ich hatte das Gefühl, dass ich mit diesem Monsterding ab jetzt durch keine Tür mehr kommen würde. Auf meine Frage, ob es denn keine schmäleren Ringe gebe, wurde ich freundlich hingewiesen, dass man schmälere Ringe „eigentlich nicht so hat“ – eine Aussage, die ich ja schon zur Genüge aus anderen Bereichen der Hochzeitsorganisation zu hassen gelernt hatte.

Widerwillig suchte die Verkäuferin dann doch einen schmäleren Ring aus der Abstellkammer und präsentierte ihn mir missmutig (Das gedankliche  „Es ist ja nicht meine Hochzeit, aber...“ stand ihr auf die Stirn geschrieben), während Schatz neben mir verzweifelt versuchte, seinen Probier-Ring wieder vom Finger zu bekommen.

Nach den ersten gefühlten 100 probierten Ringen hatten wir auch ein Paar gefunden, das uns besonders gut gefiel – nur eben „etwas“ über Budget. Wir beschlossen also, uns noch in günstigeren Läden umzuschauen. Schnell merkten wir allerdings, dass uns dort nach dem teuren Laden auf einmal leider nichts mehr gefiel – nicht nur sahen dort alle Ringe für uns irgendwie gleich aus, sondern auch irgendwie nach Kaugummi-Automat. Ich kann also jeder angehenden Braut nur raten: Fangt nicht gleich im teuersten Laden an, lieber von unten nach oben vorarbeiten!

Kurzzeitig waren wir noch versucht, uns die Ringe selbst zu designen, was wir allerdings nach ca. 500 Entwürfen wieder als Schnapsidee verwarfen. Kennt ihr das, wenn ihr ewig lange an etwas herumtüftelt, bis ihr gar nicht mehr sehr, ob das jetzt besser aussieht als vorher? Und wenn ihr euch das Ganze am nächsten Tag anschaut, denkt ihr einfach nur: hrmpf, also so toll sieht das jetzt aber nicht aus....?

Dementsprechend stand für uns bald fest: Leider mussten doch die teuren Ringe aus Laden 1 her – koste es (fast) was es wolle! Schweren Herzens zückten wir dort also alle beide unsere Bankomatkarte (schmerzhafterweise reichte eine gar nicht aus), ließen noch ein „super romantisches“ Foto von uns auf der Blumen-Couch machen und besprachen die letzten Details – Stichwort Gravur.

Während ich noch überlegte, ob ich jetzt nur einen Namen oder beide Namen schöner finden würde, erklärte mir die schadenfroh grinsende Verkäuferin auch schon „Also, bei SO einem schmalen Ring bekommen’s halt höchstens einen Namen rein, gell!“ Ok, grummel, schon verstanden! Vor lauter gekränktem Stolz haute ich dann gleich den nächsten Kracher raus: Als uns die Verkäuferin nach dem Hochzeitsdatum fragte, das sie reingravieren sollte, posaunte ich voller Überzeugung eines hinaus – das peinlicherweise das meiner besten Freundin war, bei der ich das Jahr zuvor Trauzeugin gewesen war. Die beiden Daten sind aber wirklich sehr ähnlich, ehrlich...!

Auf jeden Fall klappte die Gravur dann doch noch: ohne Datumsfehler, ohne Rechtschreibfehler und ohne sonstiges Malheur. Seitdem freue ich mich auf den Moment, wo ich den Ring auch endlich tragen darf – nur habe ich seitdem insgeheim die leichte Paranoia, dass ich bis zur Hochzeit aus irgendeinem Grund fette Würstelfinger bekomme, über die der Ring beim Ja-Wort nicht mehr drüber passt. Aber das ist nur eine weitere, ganz normal irrationale Angst, die man als durchschnittliche Bridezilla so hat – da könnt ihr mir doch sicher zustimmen! Oder...? Oder?

1 Kommentar:

  1. Wir machen die Ringe selbst. ;) Ich hab gar keinen Bock mich mit so Bratzen in so russischen Schmuckläden rumzuschlagen. xD Lol! Aber ich finde einen schmaleren Ring auch schöner. Finde diese fetten einfach nur seltsam.

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