Auch wenn man heimlich (oder auch weniger heimlich) schon seit Jahren auf einen Heiratsantrag gewartet hat, ist man, wenn der Moment tatsächlich kommt, trotzdem so perplex, als wäre einem das Thema noch nie zuvor in den Sinn gekommen.
Zumindest war es bei mir so. Jahrelang habe ich mir im
Geiste ausgemalt wie, wo (und ob) der Antrag wohl genau stattfinden würde und
zerschmolz jedes Mal bei öffentlichen Heiratsanträgen, die wir im Urlaub
zufällig mitbekamen. Ich konnte mich bei so öffentlichen Liebesbezeugungen zwar
immer eines gewissen Fremdschämens nicht erwehren, aber lieber vor den Augen
von 100 weißbesockten, besandalten deutschen Touris als gar nicht! Obwohl, in
Zeiten von Kai Pflaume sollte man mit solchen Aussagen ja wirklich vorsichtig
sein!
Als der Antrag dann vollkommen unvermittelt beim
Sonntagsfrühstück im Garten kam (der Schatz würde wahrscheinlich behaupten, er
kam nicht unvermittelt, sondern durch den Druck der von mir angesetzten
Daumenschrauben hervorgepresst), war ich jedenfalls so baff, dass Schatz die
Frage erst zwei Mal stellen musste, bevor ich die richtige Antwort gab.
Ohrenzeugenberichten zufolge (auch wenn ich das rückblickend
keineswegs bestätigen kann!) soll meine erste Antwort nämlich ein inbrünstiges „Nein!!!“
gewesen sein, allerdings ganz ehrlich im Sinne von „Nein, im Ernst jetzt, oder
was?!!!“. Meine lang ersehnte Chance beim Schopf greifend, schwenkte ich aber natürlich
sofort auf ein inbrünstiges „Ja!!!“ um, auch wenn dieses wiederum innerlich (oder
vielleicht war es sogar äußerlich, an diesen Teil kann ich mich nur noch
schemenhaft erinnern) von einem noch viel lauteren „NEEEEEIINN!!“ gefolgt wurde
– nämlich von einem auch ganz ehrlichen „Neeeein, ich hab doch keine gute
Friseurin!!“.
Als selbsternannte Romantikerin muss ich jetzt also nun
damit leben, dass ich bei meinem eigenen Hochzeitsantrag nicht zuerst an unsere
ewig währende Liebe, unsere zukünftigen Kinder, Enkel und Urenkel gedacht habe,
sondern an die „freche“ Frise, die mir meine letzte Friseuse verpasst hat. Allerdings
finde ich diesen Gedanken durchaus verständlich, schließlich würde sich des
Schatzes JA mit Sicherheit ebenso schnell in ein panisches NEIN verwandeln,
wenn neben ihm Tina Turner vor dem Altar stehen würde!
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