Eigentlich hätte ich es mir ja so vorgestellt: ein grandioses Schloss, weitreichende Parkanlagen, eine riesige Tanzfläche und köstliches Essen, das einem von gutaussehenden Kellnern mit einem Lächeln auf den Lippen serviert wird. Und das alles bitte zum Preis einer durchschnittlichen Leberkäs-Jause!
Gut, das mit dem Schloss war vielleicht übertrieben, aber
der Rest? Easy! Oder auch nicht…
Denn die Realität sah leider anders aus. Nach einer Tour
durch sämtliche regionalen Gastro-Betriebe (wahrscheinlich ging schon das
Gerücht, dass zwei junge Michelin-Tester in Zivil in der Gegend unterwegs
waren) waren wir erst mal ernüchtert – ade Schloss, ade Parkanlage und vor
allem: ade Geld, ganz, ganz viel Geld!
Selbst mit dieser Erkenntnis war die Auswahl noch immer
bestenfalls mau. Jede Location hatte einen anderen Mangel und Besichtigungstouren
endeten meistens spätestens nach einem der folgenden Sätze:
„Ja gerne können Sie bei uns heiraten! Die Saalmiete wäre
dann EUR 6.000!“
„Aber um Mitternacht is Schluss mitm Zirkus, gö!“
„Sperrstunde? Nein, das ist gar kein Problem – sie bezahlen
einfach 100 Euro pro Stunde nach Mitternacht!“
„Ja wieso, das reicht doch vollkommen aus, so eine
Tanzfläche für 3 Personen!“
„Aber geh, wieso sollen 50 Gäste in einem Saal für 200
verloren wirken?“ / „50 Personen in einem Raum für 20 – gar kein Problem!!“
„Ja! Ich reserviere ihnen jetzt sofort dieses elendige
Drecksloch!“ (Hat er nicht wirklich gesagt, wäre aber die Wahrheit gewesen)
Wir: „Äh, nein danke, wir schauen noch“ Er: „Doch, doch! Jetzt hab ich Sie
schon eingetragen!“
Mit dieser ernüchternden Auswahl nicht genug, wurde unser
Wunsch eines Pauschalpreises auch von allen Seiten bestenfalls mit einem müden
Lächeln quittiert. Während die einen dazu meinten „Na des werns nirgendswo
finden! Außer vielleicht in am Ferienclub in da Türkei!“, versicherten uns die
anderen mit enthusiastischem Kopfnicken: „Ja aber das ist doch nicht so
schlimm, was trinken denn die Gäste schon? So 1-2 Getränke pro Person halt!“. Nachdem
wir in Gedanken unsere 1,2,3 oder vielleicht doch ein paar mehr Freunde
durchgegangen waren, die eventuell, vielleicht, ziemlich sicher, doch mehr als
zwei Glas Leitungswasser trinken würden, war die Motivation erst mal im Keller.
Zur Millionenshow wollten sich weder Schatz noch ich anmelden, der kurzfristige
Lotto-Versuch war auch gescheitert – unsere Hochzeit würde also
höchstwahrscheinlich daran scheitern, dass es bei Hofer keine
Billig-Wedding-Packages zu kaufen gab…!
Zum Glück entdeckten wir mehr oder weniger durch Zufall dann
doch noch eine kostengünstigere Alternative, bei der wir unsere Gäste nicht um
Mitternacht ins Taxi setzen mussten: Entschieden haben wir uns für einen
Stadel. Nicht mit serviertem Menü sondern mit Büffet, nicht mit fixer Heizung
sondern mit Heizschwammerln, nicht mit marmornem Tanzboden sondern mit
rustikaler Hüttendeko. Nicht wie aus „Traumhochzeit“, aber irgendwie mehr wir.
Kaum war die Entscheidung endlich getroffen, folgten die
ersten qualifizierten Kommentare auf dem Fuß: „Ein Stadel… aha! Ja, wenn’s meints,
dass das feierlich genug ist… Wollts ned lieber im Museum der Moderne heiraten?“
Kurzzeitig habe ich mich durch solche Aussagen verunsichern
lassen. Ist ein Stadel wirklich so feierlich wie eine Bahnhofshalle? Werden
sich unsere Gäste fühlen wie bei der Armen-Speisung? Werden unsere Trauzeugen
erfrieren, weil sie keinen Platz mehr unterm Heizschwammerl bekommen haben??
All diese Fragen quälten mich, bis ich auf einer
hochqualifizierten Braut-Website im Internet einen Artikel zum Thema „Rustic
Barn Weddings“ fand. Anscheinend sind solche nämlich im Moment voll im Trend
und wir damit: extrem cool – aber das haben wir ja eigentlich schon immer gewusst…!
Toll geschrieben, kommt mir irgendwie bekannt vor, und der Lottoerfolg ist bei uns auch ausgeblieben ;)
AntwortenLöschenJAja die Location. Man unterschätzt die Kosten anfangs total. Und wir haben auch nicht das Schloss mit Garten... Wir haben eine Location genommen wo uns der Raum gefällt und wo wir reinpassen. Das ist viel mehr wert. Man muss sich halt nur hinter die Ohren schreiben das es darauf ankommt was man selbst möchte und nicht was die anderen sich vorstellen. ;D
AntwortenLöschen