Montag, 21. Januar 2013

Location, Location!


Eigentlich hätte ich es mir ja so vorgestellt: ein grandioses Schloss, weitreichende Parkanlagen, eine riesige Tanzfläche und köstliches Essen, das einem von gutaussehenden Kellnern mit einem Lächeln auf den Lippen serviert wird. Und das alles bitte zum Preis einer durchschnittlichen Leberkäs-Jause!

Gut, das mit dem Schloss war vielleicht übertrieben, aber der Rest? Easy! Oder auch nicht…
Denn die Realität sah leider anders aus. Nach einer Tour durch sämtliche regionalen Gastro-Betriebe (wahrscheinlich ging schon das Gerücht, dass zwei junge Michelin-Tester in Zivil in der Gegend unterwegs waren) waren wir erst mal ernüchtert – ade Schloss, ade Parkanlage und vor allem: ade Geld, ganz, ganz viel Geld!

Selbst mit dieser Erkenntnis war die Auswahl noch immer bestenfalls mau. Jede Location hatte einen anderen Mangel und Besichtigungstouren endeten meistens spätestens nach einem der folgenden Sätze:  

„Ja gerne können Sie bei uns heiraten! Die Saalmiete wäre dann EUR 6.000!“

„Aber um Mitternacht is Schluss mitm Zirkus, gö!“

„Sperrstunde? Nein, das ist gar kein Problem – sie bezahlen einfach 100 Euro pro Stunde nach Mitternacht!“

„Ja wieso, das reicht doch vollkommen aus, so eine Tanzfläche für 3 Personen!“

„Aber geh, wieso sollen 50 Gäste in einem Saal für 200 verloren wirken?“ / „50 Personen in einem Raum für 20 – gar kein Problem!!“

„Ja! Ich reserviere ihnen jetzt sofort dieses elendige Drecksloch!“ (Hat er nicht wirklich gesagt, wäre aber die Wahrheit gewesen) Wir: „Äh, nein danke, wir schauen noch“ Er: „Doch, doch! Jetzt hab ich Sie schon eingetragen!“

Mit dieser ernüchternden Auswahl nicht genug, wurde unser Wunsch eines Pauschalpreises auch von allen Seiten bestenfalls mit einem müden Lächeln quittiert. Während die einen dazu meinten „Na des werns nirgendswo finden! Außer vielleicht in am Ferienclub in da Türkei!“, versicherten uns die anderen mit enthusiastischem Kopfnicken: „Ja aber das ist doch nicht so schlimm, was trinken denn die Gäste schon? So 1-2 Getränke pro Person halt!“. Nachdem wir in Gedanken unsere 1,2,3 oder vielleicht doch ein paar mehr Freunde durchgegangen waren, die eventuell, vielleicht, ziemlich sicher, doch mehr als zwei Glas Leitungswasser trinken würden, war die Motivation erst mal im Keller. Zur Millionenshow wollten sich weder Schatz noch ich anmelden, der kurzfristige Lotto-Versuch war auch gescheitert – unsere Hochzeit würde also höchstwahrscheinlich daran scheitern, dass es bei Hofer keine Billig-Wedding-Packages zu kaufen gab…!

Zum Glück entdeckten wir mehr oder weniger durch Zufall dann doch noch eine kostengünstigere Alternative, bei der wir unsere Gäste nicht um Mitternacht ins Taxi setzen mussten: Entschieden haben wir uns für einen Stadel. Nicht mit serviertem Menü sondern mit Büffet, nicht mit fixer Heizung sondern mit Heizschwammerln, nicht mit marmornem Tanzboden sondern mit rustikaler Hüttendeko. Nicht wie aus „Traumhochzeit“, aber irgendwie mehr wir.

Kaum war die Entscheidung endlich getroffen, folgten die ersten qualifizierten Kommentare auf dem Fuß: „Ein Stadel… aha! Ja, wenn’s meints, dass das feierlich genug ist… Wollts ned lieber im Museum der Moderne heiraten?“

Kurzzeitig habe ich mich durch solche Aussagen verunsichern lassen. Ist ein Stadel wirklich so feierlich wie eine Bahnhofshalle? Werden sich unsere Gäste fühlen wie bei der Armen-Speisung? Werden unsere Trauzeugen erfrieren, weil sie keinen Platz mehr unterm Heizschwammerl bekommen haben??

All diese Fragen quälten mich, bis ich auf einer hochqualifizierten Braut-Website im Internet einen Artikel zum Thema „Rustic Barn Weddings“ fand. Anscheinend sind solche nämlich im Moment voll im Trend und wir damit: extrem cool – aber das haben wir ja eigentlich schon immer gewusst…!  

2 Kommentare:

  1. Toll geschrieben, kommt mir irgendwie bekannt vor, und der Lottoerfolg ist bei uns auch ausgeblieben ;)

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  2. JAja die Location. Man unterschätzt die Kosten anfangs total. Und wir haben auch nicht das Schloss mit Garten... Wir haben eine Location genommen wo uns der Raum gefällt und wo wir reinpassen. Das ist viel mehr wert. Man muss sich halt nur hinter die Ohren schreiben das es darauf ankommt was man selbst möchte und nicht was die anderen sich vorstellen. ;D

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